Gelungene Übernahme mit Erweiterungsplänen

Uwe Röder (li.) von der IHK Cottbus übergab die Urkunde zum 25-jährigen Firmenjubiläum an Felix Götze (re.) und seinen Vater Reinhard.
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Uwe Röder (li.) von der IHK Cottbus übergab die Urkunde zum 25-jährigen Firmenjubiläum an Felix Götze (re.) und seinen Vater Reinhard.

Übersicht:

Mal in der Chefetage des Unternehmens seines Vaters zu sitzen? „Daran war vor zehn Jahren überhaupt nicht zu denken“, sagt Felix Götze. Damals, etwa 30 Jahre alt, wandelte er auf eigenen beruflichen Pfaden.

Er verdiente als Kleinstunternehmer für Veranstaltungstechnik, Industriemontageservice und Lebensmittelhandel seine Brötchen. Und dann kreuzten sich die unternehmerischen Wege von Felix Götze mit denen seines Vaters Reinhard Götze, 1992 gemeinsam mit Joachim Bosse Gründer der Firma G&B Automatisierungstechnik in Elsterwerda. Auf dem Feld der Industriemontage kooperierten beide Seiten miteinander. Damals ahnte noch niemand, wohin die Zusammenarbeit führen würde. Inzwischen ist längst klar: zur Unternehmensnachfolge.

Felix Götze ist mit der Firma G&B quasi großgeworden. Schon als Kind verdrahtete er Schaltanlagen in dem anfänglichen Garagenunternehmen. Später (2001 bis 2005) machte er seine Ausbildung zum Elektroniker in dem Betrieb. Er legte sein Fachabitur in Berlin ab, absolvierte die Meisterausbildung (Elektrotechnik), studierte Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftspsychologie und agierte als Selbstständiger. 2016 gab der heute 39-Jährige seine Selbstständigkeit auf und nahm das Angebot einer Festanstellung bei „G&B“ an. Die Unternehmensnachfolge spielte da noch keine Rolle. „Das war erst 2018 der Fall. Joachim Bosse wollte aus Altersgründen aussteigen. Komplett.

Also auch mit dem Verkauf seiner Anteile“, so Felix Götze. So kam er ins Spiel. „Das ist natürlich ein Entwicklungsprozess. Der muss intraindividuell ablaufen.“

Der dickste Brocken, der vor ihm lag: die Finanzierung des Kaufs der Anteile von Joachim Bosse. Nach der Bewertung des Unternehmens – durchaus konträr diskutiert – habe es beachtliche finanzielle Forderungen gegeben. Aber beide Seiten hätten sich geeinigt und seien zufrieden.

„Dass es eine Pandemie und einen Krieg geben würde, konnte niemand vorhersehen. Ein herber Schlag. Trotzdem haben wir das als Unternehmen gut überstanden. Alle krempelten die Ärmel hoch.“

Felix Götze hat es mit Unterstützern wie IHK, HWK, Unternehmensberater, Steuerberater, Belegschaft und Gesellschafter geschafft, den Schritt Richtung Unternehmensführung und -beteiligung zu gehen. Dennoch wünscht er sich vonseiten der Politik Fördermaßnahmen beim Kauf von Unternehmensanteilen – wenn die Gesellschaft den Erhalt des Mittelstands und Unternehmertums fördern möchte. Er persönlich wolle nichts geschenkt bekommen. Unterstützung jedoch würde er respektvoll annehmen. Für seine Risiko- und Verantwortungsbereitschaft als Unternehmer erwarte er die Wahlfreiheit, „seine Ideen konkret umsetzen zu können“. Marktbeschränkungen, Zölle, Import- und Exportsteuern bis hin zu politischen Konflikten und Kriegen seien schädlich.

Aktuell führen Reinhard und Felix Götze das Unternehmen gemeinsam. Seit 31 Jahren versteht sich G&B als Dienstleister für andere Unternehmen – für die produzierende Industrie werden Prozesse entwickelt und beschleunigt. Die 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stehen für umfassende Softwarelösungen in der Automatisierungstechnik.

Weitere Betriebe zur Übernahme gesucht

Neben SPS- und Roboterprogrammierung unterstützen sie die Kunden durch Beratung, Planung oder Projektleitung im Sondermaschinen- und Anlagenbau. „Wo ein Kabel dran ist, werden wir tätig“, sagt Felix Götze. Als Dienstleister für die Automobilindustrie und die holzverarbeitende Industrie setzen die Südbrandenburger auch internationale Projekte um. Momentan streckt Felix Götze die Fühler nach Kleinstunternehmen aus, die er übernehmen kann, um die eigenen Geschäftsfelder zu erweitern. IT-Service, Elektrotechnik- oder Heizungs- und Klimatechnik-Firmen seien interessant. Sie müssten bezahlbar sein und strategisch sinnvoll sein.

„Mein Ziel ist die Entwicklung eines Systemhauses für den Ausbau unserer Kompetenzen und Kundenkreise hin zu einem Komplettanbieter im Bereich Elektrotechnik.“

Vater Reinhard zieht sich zurück

Dass Vater Reinhard – gerade 70 geworden – dann noch an Bord ist, ist eher unwahrscheinlich. Er wird sich aus Altersgründen im kommenden Jahr zurückziehen. Spätestens dann wird die Nachfolge in Gänze abgeschlossen sein. Familienvater Felix Götze, der jetzt bis zu 60 Wochenstunden (einschließlich Samstag) arbeitet, freut sich auf das, was da kommt.

„Auch wenn Unternehmertum einige Risiken mit sich bringt, kann ich sagen, dass ich gern Unternehmer bin. Man kann Entscheidungen treffen und gestalten. Unternehmer sein heißt auch frei sein.“

Wo werden Übernahmeinteressierte fündig?

Möchte man selbst schnell und unkompliziert auf die Suche gehen, findet man auf der Seite der bundesweiten NexxtChange-Börse viele Inserate von kleinen und Mittelständischen Unternehmen, die sich über interessierte Unternehmer mit Übernahmeabsicht freuen.

Unterstützung bei der Suche nach passenden Betrieben für eine Unternehmensübergabe in Brandenburg bietet das neu entstandene Netzwerk des IHK-Nachfolge-Clubs. Zusammen mit dem Businessplan-Wettbewerb Berlin-Brandenburg (BPW) wird im November eine Nachfolgewoche für alle Interessierten Online durchgeführt. Mehr Informationen dazu erhalten Sie demnächst auf der Webseite des BPW: www.b-p-w.de

Zu allen Themen, welche die Nachfolge betreffen, ist die IHK gern Ihr Begleiter. Alle Ansptrechpartner finden Sie hier: www.cottbus.ihk.de/nachfolgeservice

 Den Artikel von Stefan Blumberg  können Sie imE-Paper des FORUM-Magazins nachlesen

Ansprechpartner

Anna-Lena Stück
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Projektleitung Unternehmensnachfolge
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