Ein Blick auf die Ressource Wasser - Interview mit Christian Becker

Christian Becker, Geschäftsführer der Osthavelländische Trinkwasserversorgung und Abwasserbehandlung GmbH (OWA)
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Christian Becker, Geschäftsführer der Osthavelländische Trinkwasserversorgung und Abwasserbehandlung GmbH (OWA)

Die IHKs aus Berlin-Brandenburg veranstalten ihren diesjährigen Wasserkongress am 9. und 10. April 2024 mit dem Verein Berliner Kaufleute und Industrieller e. V. und der Landesgruppe Berlin-Brandenburg des Verbands kommunaler Unternehmen e. V.. FORUM hat mit Christian Becker gesprochen, Geschäftsführer der Osthavelländischen Trinkwasserversorgung und Abwasserbehandlung GmbH und Sprecher der Initiative Trinkwasserversorgung Metropolregion Berlin-Brandenburg.

FORUM: Herr Becker, wie hoch ist der zukünftige Wasserbedarf im Hauptstadtraum?

CHRISTIAN BECKER: Bei unserer ersten Ausarbeitung liegen die Zahlen vom Jahr 2015 zu Grunde. Hier hatten wir einen Ist-Wasserbedarf von 265 Millionen Kubikmeter und haben prognostiziert, dass wir im Jahr 2050 einen Mehrbedarf von etwa 50 Millionen Kubikmeter sehen. Die Fortschreibung unserer Datenerfassung zeigt, dass die Prognose noch recht passend ist. Die Ist-Daten von 2022 sind mit 285 Millionen Kubikmeter bereits 20 Millionen über dem Wert von 2015. Das zeigt, dass dieser Weg schon ein ganzes Stück bestritten ist. Die Prognosen sind keine Phantasiezahlen, sondern bilden das ab, was wir auch erwarten.

FORUM: Gehen all ihre Wasserversorger bei dieser Aussage mit? Sind alle mit den entsprechenden Prognosetools ausgestattet?

BECKER: Wir schauen nach dem Ist-Stand und tragen diese Daten zusammen. Das erfasst jeder Versorger ohnehin und meldet diese Daten an diverse Stellen. Herausfordernd ist die Bevölkerungsvorausschätzung, hier existiert ein Unterschied von Berlin bis 2040 und Brandenburg bis 2030. Die Brandenburger Versorger müssen hier also im engen Austausch mit ihren Kommunen stehen, damit wir hier hinreichend prognostizieren können.

FORUM: Was ist aus ihrer Sicht jetzt notwendig?

BECKER: Wir müssen über Personalaufstockung in den unteren und oberen Wasserbehörden, und wenn es über Konzepte und Umsetzungen geht, auch beim MLUK reden. Der Landtag hat jetzt beschlossen, das Leitbild fortzuschreiben, das muss irgendwie bedient werden. Da braucht man Personal, das es dann bearbeitet. Gleichzeitig gibt es diesen Beschluss „Hauptstadtregion, Hauptstadtstrategie 2050“. Der soll bis Jahresende fertig sein, d. h. sie können da Vollzeit dran arbeiten und haben aber für nichts anderes Zeit. Um zukünftige Wasserbedarfe zu decken, müssen wir uns vier wesentliche Fragen stellen:

  1. Wieviel Wasser wird benötigt? Da haben wir als Initiative vorgearbeitet und Zahlen auf den Tisch gelegt, welche wir für sehr belastbar halten.
  2. Was ist vorhanden? Hier wird es schon recht unklar. Das Land Berlin und auch Brandenburg hat keine übergreifende Dargebotsbetrachtung. Es kann keiner mit Sicherheit sagen, was da sein sollte und was verfügbar ist für die Erfüllung unserer Aufgaben. Aktuell läuft für die Hauptstadtregion ein Großmodell, unter Federführung des Berliner Senats, welches 2027 fertig sein soll. Hier wird versucht, die unterirdischen Grundwasserströmungen und Dargebote zu modellieren.
  3. In welchen Regionen fehlt Wasser und wo ist ein Überschuss vorhanden? Aus den ersten beiden Fragen ergeben sich Differenzwerte, welche regional abgebildet werden müssen.
  4. Wie bekommen wir das Wasser in die Regionen, wo es fehlt?

FORUM: Wie kann Wasser bewusster genutzt werden?

BECKER: Wir müssen den gesamten Wasserkreislauf betrachten. Das betrifft insbesondere die Niederschläge aber auch die Abwasseraufbereitung. Dazu zählt, wie können wir das Wasser in niederschlagsreichen Monaten speichern, zurückhalten oder auch für die Grundwasseranreicherung verwenden. Natürlich kann das nur unter Berücksichtigung aller Aspekte des Hochwasserschutzes erfolgen.

Das Interview führte Dorit Köhler. Es ist nachzulesen im FORUM 3/2024

 

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