Konjunkturreport Lausitz

Konjunkturreport Lausitz

Die IHK Cottbus und die IHK Dresden geben einen gemeinsamen Konjunkturreport für die Lausitz heraus. Zusammengefasst werden die Konjunkturergebnisse der Stadt Cottbus, der Landkreise Elbe-Elster, Oberspreewald-Lausitz, Spree-Neiße, Görlitz und Bautzen. 

November 2022 | Die Lausitzer Wirtschaft blickt auf ein wechselvolles Jahr zurück. Nach einem Rückschlag zu Jahresbeginn, hauptsächlich aufgrund von Corona-Restriktionen, sowie einer Erholung im Frühjahr verschlechtern sich die Einschätzungen zum Herbst wieder. 

Geschäftslage - finanzielle Anspannung nimmt zu

In der  gemeinsamen Herbstumfrage zur Konjunktur der IHKs Cottbus und Dresden  berichten noch 78 % der Unternehmen von einer guten oder zumindest zufriedenstellenden Geschäftslage (Herbst 2021: 87 %). Allerdings nimmt die finanzielle Anspannung in Betrieben zu. Mehr als die Hälfte (55 %) berichtet von einer problematischen Finanzlage (Herbst 2021: 38 %). Nach Pandemie und erheblichen Kostensteigerungen bei Energie, Rohstoffen und Löhnen gehen die Reserven zunehmend aus.

Geschäftserwartungen - Aussichten sind schlecht, Zukunftssorgen groß

Die Geschäftserwartungen für die kommenden Monate stürzen regelrecht ab, nachdem sie schon im Frühjahr deutlich nachgegeben hatten. Noch nie waren die Aussichten der Lausitzer Wirtschaft so schlecht und die Zukunftssorgen so groß. Gerade einmal 4 % der Befragten sehen erwarten eine Verbesserung ihrer Geschäfte ausgehen, 67 % rechnen mit einer Verschlechterung (Herbst 2021: 28 %).

Das Risikoradar wird erwartungsgemäß von den Energie- und Rohstoffpreisen angeführt, gefolgt vom Fachkräftemangel. Arbeitskosten haben mit der Erhöhung des Mindestlohnes und den inflationsbedingt zu erwartenden höheren Lohnforderungen an Brisanz gewonnen. Als weiterer Hemmschuh werden die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und ein erwarteter Rückgang der Inlandsnachfrage wahrgenommen. 

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Branchenbewertung:

Die Lausitzer Industrie hat der der Coronapandemie erfolgreich getrotzt und war bis zum Frühjahr in ihren Lageeinschätzungen bis über Vorkrisenniveau gestiegen. Nach Ausbruch des Ukrainekrieges gab es einen ersten Dämpfer und auch aktuell werden die Aussagen zur Lage herunterkorrigiert. Steigerungen der Umsätze stehen Kostensteigerungen gegenüber, sodass unterm Strich die Erträge sinken. In der Folge gehen die Geschäftserwartungen weiter zurück. Fast zwei Drittel (63 %) prognostizieren eine Verschlechterung und nur noch 7 % eine Verbesserung. Auch die Beschäftigungsabsichten sind per saldo negativ.

Das Baugewerbe ist der Wirtschaftsbereich mit den wenigsten schlechten Geschäftslagebewertungen (13 %), dennoch ist ein stetiger Rückgang der Stimmung unübersehbar. Ein Viertel der Befragten konstatiert noch gute Geschäfte. Der sich ergebende Saldo ist mit 12 Punkten der schlechteste seit Beginn der Erstellung der Konjunkturreporte für die Lausitz im Jahr 2011. Anhaltender Fachkräftemangel, Materialengpässe und eine sinkende Nachfrage im privaten, öffentlichen und unternehmerischen Bereich dürften die Ursachen sein. Auch im Bau sind die Prognosen düster. Lediglich 2 % rechnen mit einer baldigen Verbesserung der Situation. Tiefrot mit - 40 Punkten ist auch der Saldo der Personalpläne.

Im Handel hat sich die Geschäftslage weiter verschlechtert. Damit ist dieser Wirtschaftsbereich der einzige, wo bereits jetzt mehr schlechte (31 %) als gute (20 %) Lagebeurteilungen angezeigt werden. Die Großhändler bekommen die Zurückhaltung der gewerblichen Wirtschaft und der Einzelhandel die nachlassende Kaufbereitschaft der Verbraucher zu spüren. Auch für die weitere Entwicklung sind die Händler am pessimistischsten. Die Umsatzerwartungen sind sogar schlechter als während der Coronakrise. Mehr als zwei Drittel (77 %) erwarten Rückgänge – und das trotz steigender Verkaufspreise. 

Die Dienstleister sind der einzige Wirtschaftsbereich,welcher derzeit eine leichte Verbesserung der Geschäftslage meldet. Die Zukunftsaussichten der Unternehmen sind aber auch hier düster. Fast zwei Drittel der Befragten (62 %) blicken skeptisch nach vorn, nur 5 % optimistisch. Mehr als die Hälfte der Firmen erwartet Umsatzrückgänge, nur gut jeder Zehnte steigende Umsätze. Auch die Investitionsplanungen werden seit Jahresbeginn 2021 erstmals wieder nach unten korrigiert. Die Beschäftigtenzahlen werden voraussichtlich  in den kommenden Monaten sinken. 

Erstmals wurde 2022 das Gastgewerbe in die Konjunkturauswertung einbezogen. Dazu zählen Gastronomie und Beherbergung. Im Ergebnis blickt die Branche relativ zufrieden auf die zurückliegende Sommersaison. Im Vergleich zu den anderen Wirtschaftsbereichen überwiegen die positiven Einschätzungen (31 %). Das Vorkrisenniveau ist aber noch lang nicht erreicht (Herbst 2019: 57 %). Zu kurz waren die Erholungsphasen zwischen den Coronaeinschnitten jeweils zu Jahresbeginn/Frühjahr. 

Die Erwartungen gehen nicht nur aus saisonalen Gründen in den Keller. Erwartet wird zudem eine Zurückhaltung im Buchungsverhalten. Inflation und zunehmende Prioritätensetzung der Verbraucher auf notwendige Ausgaben schaden dem Tourismus. Aber auch die Unternehmen selbst ächzen unter steigenden Kosten. Neben Lebensmittelpreisen rücken auch hier die Energiepreise immer stärker in den Fokus. Aufgrund der angespannten Beschäftigungssituation kommt auch den Arbeitskosten hohe Bedeutung zu. 

Wirkungen und Reaktionen auf die Energiepreissteigerungen

Der Krieg in der Ukraine, Lieferengpässe und Sanktionen führen zur Steigerung von Kosten in vielen Bereichen, besonders aber bei der Energie.

Seitdem der direkte Import von Erdgas aus Russland über die Pipeline Nordstream 1 zum Erliegen gekommen ist, und damit der bisher wichtigste Importeur für Erdgas wegfiel, besteht zudem die Gefahr einer nationalen Gasmangellage. Diese würde neben weiteren Kostensteigerungen eine Rationierung bzw. Zuteilung von Erdgas an bestimmte Wirtschaftszweige - oder eben auch eine Abschaltung der Versorgung - zur Folge haben. Die aktuell sehr pessimistischen Geschäftserwartungen sind neben anderen ungünstigen Faktoren (Arbeitskosten, Fachkräftemangel) vor allem durch die steigenden Energiepreise bedingt. Bei vielen Unternehmen laufen die Verträge für Elektroenergie und für Erdgas noch in diesem Jahr aus. Das bereitet aktuell große Sorgen, denn damit stehen die größten Energiepreissteigerungen erst noch bevor – und das in absehbarer Zeit. Solltees zu einem Stopp der Erdgaslieferungen an Unternehmen kommen, so wären nur ein Viertel der Firmen mittels eines existierenden Konzeptes vorbereitet. Ein weiteres reichliches Viertel wären davon nicht betroffen. Knapp die Hälfte der Befragten gaben aber an, kein derartiges Konzept zu haben. Die Politik ist deshalb gefordert, alles zu tun, um eine Rationierung oder Abschaltung der Gasversorgung der Wirtschaft zu verhindern.

Mit der Weitergabe der Kosten an Kunden bzw. Abnehmer reagieren die Hälfte der befragten Unternehmen auf aktuelle und kommende Energiepreissteigerungen. 16 Prozent der Befragten setzen Energieeffizienzmaßnahmen um, was sich auch trotz insgesamt eingetrübten Investitionsklimas bei den Investitionsmotiven zeigt. 15 Prozent der Unternehmen reduzieren ihre Produktion bzw. Angebote. Sieben Prozent der Firmen erwägen jedoch auch eine Einstellung der Produktion bzw. Schließung. Dies dürfte vor allem im Falle eines Gaslieferstopps eintreten. Die veränderte Wahrnehmung des Geschäftsrisikos steigender Energie- und Rohstoffpreise der letzten beiden Jahre zeigt sehr deutlich den wachsenden Einfluss auf die Geschäftserwartungen. Neun von zehn Unternehmen sehen inzwischen ihre Geschäftstätigkeit dadurch gefährdet, vor zwei Jahren war dies nur bei reichlich jedem dritten der Fall. Dass die Kurve zuletzt seitwärts verlief ist vor allem dadurch zu erklären, dass sich die Situation bei den Lieferengpässen der Rohstoffe leicht entspannte, während der Druck bei den Energiepreisen weiter zunahm. Die kommenden Umfragen werden zeigen wie sich die von Bund und Ländern beschlossene Gaspreisbremse ab Januar 2023 auf diese Entwicklung auswirkt.

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Ansprechpartner

Susanne Kwapulinski
Geschäftsbereich: Innovation und Nachhaltigkeit
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