Verkehrsunternehmen im Ticket-Stress

Gerd Schmidt leitet ein Busunternehmen und berichtet über die Hürden des Deutschland-Tickets.
© Stefan Specht
Gerd Schmidt leitet ein Busunternehmen und berichtet über die Hürden des Deutschland-Tickets.

Das Thema, das Busunternehmer und Eisenbahngesellschaften in den vergangenen Wochen stark umgetrieben hat, ist das sogenannte Deutschlandticket. Bei diesem Ticket kann für 49 Euro pro Monat nahezu der gesamte ÖPNV genutzt werden. Was für die Bürger nach einem tollen Angebot klingt, bedeutet für Unternehmer der Branche einen deutlichen Mehraufwand. Schon seit Wochen investieren sie viel Manpower, um sich über die Umsetzung der so simpel klingenden Idee Klarheit zu verschaffen. Stellvertretend für die Branche im Land Brandenburg sei hier der Busunternehmer Gerd Schmidt aus Lauchhammer genannt.

Finanzielle Nachteile ausgleichen

Für ihn gibt es bei diesem Thema zwei Säulen der Betrachtung: die Unternehmersicht und die Nutzersicht.

„Aus Unternehmersicht könnte man die Einführung des 49-Euro-Tickets schon fast als Eingriff in die unternehmerische Tarifhoheit (§ 39 PBefG – Personenbeförderungsgesetz) ansehen, sodass letztlich mit einem deutschlandweit geltenden und regional ungerecht wirkenden Tarif agiert wird“, sagt er. „Für uns Verkehrsunternehmer besteht noch Unklarheit, wie sich dieses Ticket auswirken wird. Von enormer Bedeutung ist für uns der wesentliche Ausgleich von Einnahmeverlusten durch die Einführung des Tickets.“

Schwer kalkulierbare Risiken

Gerd Schmidt ist Vorsitzender des Verkehrssusschusses der IHK Cottbus und auch in dieser Funktion in ständigem Kontakt mit anderen Unternehmen der Branche. Sie alle monieren, dass es lange keine steten Aussagen seitens der Politik gab.

„Noch vor dem 15. März dieses Jahres hatten wir den Stand, dass die EG-Kommission die für den Ausgleich wesentlichen Kleinbeihilfenregelungen ab dem 1. Juli für Deutschland nicht mehr gebilligt hatte. Nunmehr steht fest, dass der Bund und die Länder etwa entstehende Einnahmeverluste der Unternehmen mit jeweils 1,5 Milliarden Euro pro Jahr ausgleichen können. Dafür wurden die gesetzlichen Rahmen entsprechend angepasst. Wir müssen uns ständig neu orientieren und die Risiken sind teilweise einfach nicht kalkulierbar.“

Ticket gut für Fahrgäste

Für die Nutzer des Deutschlandtickets freut sich Gerd Schmidt. Er sagt: „Mit diesem Ticket kann Deutschland als ein einziger Nahverkehrsraum erfahren werden.“

Sein Unternehmen hat sich für den Vertrieb der Tickets über eine Mobilitätsplattform entschieden.

„Wenn das richtig gut klappt, ist es für den Nutzer sehr einfach“, sagt Richard Schmidt. Der 20-jährige Sohn des Unternehmers studiert derzeit an der TU Dresden Verkehrswirtschaft und wurde zuletzt von seinem Vater für das Thema Umsetzung des Deutschlandtickets im Unternehmen eingesetzt. Er sagt: „Eigentlich ist das Deutschlandticket eine gute Sache. Man ist damit bundesweit mobil. Das Ticket wird also den Zugang zu Bussen und Bahnen erleichtern, das Erreichen der Klimaziele unterstützen und die Bürgerinnen und Bürger finanziell entlasten.“

Die Verkehrsunternehmen werden jedoch mit dem Vertrieb des neuen Tickets mehr oder weniger alleine gelassen. Das kann als kritikwürdig betrachtet werden. Zugleich ist es jedoch für die Verkehrsbetriebe die unternehmerische Pflicht, sich am Markt zu orientieren und moderne, digitale Vertriebsmöglichkeiten einzubinden.

Lesen Sie hier ein Interview mit Gerd Schmidt als Vorsitzendem des IHK-Verkehrsausschusses.

Den ganzen Artikel finden Sie im E-Paper des FORUM 3/2023   /STS

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