Projekt: Vielfältig Brandenburg

Projektleiterin Grit Fenner und Mitarbeiter Florian Seufert arbeiten für „Minor – Projektkontor für Bildung und Forschung“ und in diesem Rahmen im Projekt „Vielfältig Brandenburg – Unternehmen mit Verantwortung“. Sie haben im SpreeHub Fürstenwalde einen Workshop gegeben. In einem Interview, dass sich auf Youtube findet, erklären sie, warum Vielfältigkeit in Unternehmen wichtig ist.
© Maria Kirsanova
Projektleiterin Grit Fenner und Mitarbeiter Florian Seufert arbeiten für „Minor – Projektkontor für Bildung und Forschung“ und in diesem Rahmen im Projekt „Vielfältig Brandenburg – Unternehmen mit Verantwortung“. Sie haben im SpreeHub Fürstenwalde einen Workshop gegeben. In einem Interview, dass sich auf Youtube findet, erklären sie, warum Vielfältigkeit in Unternehmen wichtig ist.

Mit der Demokratie ist das so eine Sache. Man muss sie wollen. Und: sich jeden Tag wieder selbst hinterfragen. In kleinen und mittelständischen Unternehmen, wo viele verschiedene Persönlichkeiten aufeinandertreffen und miteinander arbeiten, kann es schnell mal zu einem „trüben Klima“ kommen. Ausgrenzung, Respektlosigkeit, Diskriminierung und vielem mehr muss begegnet werden. Von den Menschen selbst. Dabei hilft „Vielfältig Brandenburg“, ein Projekt, was es in sich hat. Das Projekt Vielfältig Brandenburg – Unternehmen mit Verantwortung (ViB) - unterstützt kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) im Umgang mit Veränderungen in der Arbeitswelt und mit gesellschaftlichen Herausforderungen.

„Keiner sagt, ich will mal was mit Rassismus oder Respektlosigkeit machen“, sagt Projektmitarbeiter Florian Seufert, „vielmehr müssen die Menschen und Unternehmen von uns mit einem kleinen Schubs angestoßen werden.“

Seit August 2021 gehen Seufert und sein Team die ganz großen Themen an: Vorurteile, Rassismus, Diskriminierung, Mobbing. Sie kontaktieren kleine und mittlere Unternehmen über die Personalabteilung oder Geschäftsführung und bieten Workshops für die Mitarbeitenden an. Das Ganze ist kostenfrei, denn „Vielfältig Brandenburg“ wird innerhalb der Initiative „Betriebliche Demokratie-Kompetenz“ vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales gefördert. Die Resonanz? Verblüffend hoch!

Positiv fürs Betriebsklima

Im Vordergrund steht die Stärkung demokratischer Grundwerte und die Auseinandersetzung mit Rassismus und Rechtsextremismus. In verschiedenen Angeboten lernen Mitarbeiter brandenburgischer KMUs, den Herausforderungen im Umgang mit kultureller Vielfalt souverän zu begegnen und diskriminierende Verhaltensweisen erkennen zu können. Die erlernten Fähigkeiten wirken sich positiv auf das Betriebsklima und die Attraktivität als Arbeitsgeber aus. Fachkräfte können dadurch leichter gewonnen und gehalten werden. Denn wer will nicht in einem kopf-gesunden Team arbeiten?

In den Workshops geht das Projektteam geschickt von den Gemeinsamkeiten der Mitarbeitenden aus, stellt zuerst einmal ihre Stärken heraus, bringt sie in einen intensiven verbalen Austausch. Es wird gefragt: Welche Werte haben die Generationen und Kulturen? Wie kommunizieren wir miteinander? Und: wie ist es um die Wertschätzung im Kollegium bestellt? Ob in Wohnungsunternehmen, im Kreisbauernverband, in IT-Firmen, in der Holzverarbeitung, der Medizintechnik, bei den Elektronikern und in der Pflege – hunderte Arbeitnehmer haben bislang von den aufschlussreichen sich selbst spiegelnden Workshops profitiert.

Bedarfsorientierte Angebote

Seufert erklärt: „Die Konzepte werden auf das jeweilige Unternehmen zugeschnitten und bedarfsorientiert angeboten. Am besten läuft es, wenn wir einen vollen Tag von 9 bis 16 Uhr haben, da kann man auch in die Tiefe vordringen.“

Es gab aber auch schon Seminare von einer Stunde online über mehrere Wochen. Das Alter ist völlig gemischt. Gestartet wird so ein Workshop mit Selbstreflexion und Sensibilisierung. Was ist meine ethnische und soziale Herkunft? Komme ich aus Ost oder West, aus der Stadt oder vom Land, bin ich in einem sozialen Brennpunkt oder einem reichen Viertel aufgewachsen? Dies alles spielt eine große Rolle für die Sichtweise und trägt zur Teambildung bei. Danach werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede herausgearbeitet.

„Manche lernen dabei Dinge von einer Kollegin kennen, die sie noch gar nicht wussten, obwohl sie schon seit Jahren mit ihr eng zusammenarbeiten."

Umgang mit schwierigen Situationen

Ist dieser Abschnitt geschafft, setzen die Kommunikationsstrategien an. Wie rede ich untereinander, wie begegne ich Diskriminierung und Hate Speach im Netz. Geübt wird auch der Umgang mit schwierigen Situationen.

Die Menschen sollen sich öffnen, so Seufert. „Wenn ich jemanden zur Party einlade, kann ich ihn nicht an der Seite stehen lassen, sondern muss ihn auch zum Tanzen mitnehmen.“

Seufert kennt sich aus. Demokratie war ihm schon immer wichtig. Nach dem Studium der Politikwissenschaften hat er lange in einer Unterkunft für minderjährige Geflüchtete gearbeitet. Soziale Arbeit und Regionalentwicklung folgten. Ein Viertel der Deutschen hat inzwischen einen Migrationshintergrund.

„Da müssen wir immer wieder die Gemeinsamkeiten finden, fragen, was uns gegenseitig bereichert“, so Seufert.

Auch Laura Amorim vom Spreehub Fürstenwalde hat in der Zusammenarbeit mit dem Projekt gute Erfahrungen gemacht.

„Hier werden Themen aufgegriffen, die nicht immer positiven Anklang finden – zum Beispiel das Beleuchten von Verschwörungstheorien oder auch die Themen Corona und Impfen von jeder Sichtweise. Wir haben schließlich eine Verantwortung für unsere Region.“

Ruhig Diskutieren

Im Spreehub werden die Formate mit einem Frühstück verbunden – bei Kaffee und Nutella-Brötchen geht’s leichter, finden die Verantwortlichen. Man kommt ins Gespräch, wo es sonst nicht gehen würde. Hitzköpfe lernen hier, wie man beim Diskutieren ruhig bleibt. Das SpreeHUB ist nicht zufällig dabei. Denn über solch ein Drehkreuz müssen diese Themen angegangen werden und für eine gesunde Vielfalt des Denkens in den Unternehmen sorgen.

Gute Erfahrungen auch in Eisenhüttenstadt

Eines der vielen Unternehmen, die sehr gute Erfahrungen damit gemacht hat, ist die Eisenhüttenstädter Gebäudewirtschaft. Geschäftsführer Oliver Funke bekam den Kontakt zu Minor über den Dachverband der Wohnungswirtschaft.

In drei Teilprojekten konnten Mitarbeitende und Azubis je zwei Nachmittage davon partizipieren. Bei den Azubis ging es darum: Wie kommen sie im Unternehmen an? Wie werden sie integriert? Welches Spannungsfeld gibt es zwischen Schule, Firma und Zuhause? Die Interaktionen mit den "politischen Bildnern" brachten große Resonanz bei den Jugendlichen. In einem zweiten Teil waren die Wohnungswirte angesprochen. Sie sind für die Vermietung und Bestandsverwaltung der Wohnungen zuständig.

Oliver Funke, Geschäftsführer der Gebäudewirtschaft Eisenhüttenstadt: „Es ging hier um soziale Spannungsfelder, unter anderem um den Umgang auch mit schwierigen Mietern. Aber auch darum, wie ich sozial Schwache unterstützen kann und den Umgang mit verschiedenen Ethnien unter den Mietern.“ Die Wohnungswarte, die „draußen an der Front“ arbeiten, konnten in die Workshops ihre Probleme einbringen und viel Anregung mitnehmen.

In einer dritten Workshop-Phase starteten rund 30 Hauswarte in zwei Gruppen. Bei „Vielfältig Brandenburg“ lernten sie: wie kann ich draußen als Hauswart de-eskalierend wirken, wie kann ich zeigen, dass ich da bin. Durch das Schaffen vieler Erfolgserlebnisse in den Workshops wurde daneben das Selbstwertgefühl der Mitarbeiter sehr gestärkt. In direkten „Übungen“ in den Wohngebieten draußen gab es im Beisein der Minor-Mitarbeiter Gespräche mit Mietern.

Einsatz wird belohnt

Oliver Funke ist mehr als zufrieden: „Wir haben die Mitarbeiter da abgeholt, wo sie sind. Sie haben gelernt mit Problemen umzugehen und da draußen auch im Versteckten ein Lob für ihre wertvolle Arbeit zu finden. Ich kann das Projekt anderen Unternehmen wirklich nur empfehlen. Was man dort reinsteckt, kommt dreifach zurück. Denn auf der emotionalen, psychischen Ebene passiert sonst in den Unternehmen nicht viel.“

Florian Seufert fasst zusammen: „Wir müssen die Menschen immer und überall ins Gespräch bringen!"

Bis Ende 2024 läuft das Projekt noch. So lange können sich kleine und mittlere Unternehmen melden, die so einen Workshop kostenfrei buchen wollen. Mehr zum Projekt und ein kleines Interview mit den Beteiligten finden Sie unter https://minor-kontor.de/vielfaeltig-brandenburg

Der Artikel erschien im FORUM 1-2/2024 und wurde von Frau Reisinger verfasst

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