„Gemeinsam können wir das Besondere entwickeln“

Cottbuser Innenstadthändler im Gespräch mit Oberbürgermeister Schick
© IHK Cottbus
Cottbuser Innenstadthändler im Gespräch mit Oberbürgermeister Schick

10.07.2023 Beim Händlertreffen „Dialog gestalten“ in der IHK diskutierten Cottbuser Innenstadthändler mit dem Oberbürgermeister, Vertretern der Stadt und dem Citymanagement darüber, wie die Innenstadt aussehen muss, damit Kunden gern zum Einkaufen kommen.

Über 20 Händler und Händlerinnen der Cottbusser Innenstadt waren der Einladung von Oberbürgermeister Tobias Schick gefolgt und nahmen am 10. Juli 2023 am Händlertreffen „Dialog gestalten“ teil. Die IHK Cottbus als Bindeglied zwischen Wirtschaft und Politik war Gastgeber der Veranstaltung, bei der sich OB Schick zu aktuellen Themen und Fragen aus dem Bereich Handel und Gewerbe austauschen wollte.

„Ich liebe diese Stadt und die Menschen – auch für ihre kritischen Worte“, sagte Oberbürgermeister Schick zur Begrüßung. In lockerer Atmosphäre wurden die Themen dann – ganz Lausitzer Art – sehr direkt angesprochen.

Ziel ist eine lebendige Innenstadt

Den Auftakt machte der OB selbst und stellte eine Frage, die sich nachdem die Stadt das Gebäude von Galeria-Karstadt erworben hat, viele stellen: „Warum in Gottes Namen haben wir ein Kaufhaus gekauft?“ Die Antwort liefert Tobias Schick gleich dazu: „Weil wir wollen, dass Menschen weiterhin in die Innenstadt gehen!“ Ein Interessent für die Immobilie wollte das Gebäude nutzen, um darin Daten zu speichern. „Dann wäre aber keine Bewegung mehr in der Innenstadt!“ Die Stadt will die Immobilie nun sukzessive umbauen und selbst nutzen, etwa für eine Bibliothek. 

Chancen und Herausforderungen des Strukturwandels

 Der Strukturwandel und die damit verbundenen Fördermittel des Bundes für zukunftsweisende Projekte in Wissenschaft und Infrastrukturentwicklung haben Cottbus zur „Boomtown“ gemacht. Diese Chance bringt aber auch zahlreiche Herausforderungen mit sich – auch für die Händler und Händlerinnen der Innenstadt.

So erschweren es die vielen Baustellen der Stadt den Kunden, in die Geschäfte zu kommen. Eine Händlerin berichtet von einer Kundin aus Spremberg, die zuletzt knapp zwei Stunden bis in die Cottbusser Innenstadt brauchte. „Diese Kundin habe ich wahrscheinlich für immer verloren“, so die Händlerin.

Dass es auf vielen Baustellen aktuell zu langsam voran geht, ist dem Oberbürgermeister bekannt. „Es gibt nach wie vor Engpässe bei der Beschaffung von Material und es fehlen Arbeiter. Das ist das Schizophrene gerade: jetzt, wo das Geld da ist, fehlen uns die Menschen“, fasst Tobias Schick zusammen. „Wir brauchen den Mut und die Anstrengung mit Menschen zusammenzuarbeiten, die nicht perfekt Deutsch sprechen. Das ist die einzige Chance, die wir haben in der Region.“

„Mülldetektive“ für ein sauberes Zentrum

Ein anderes Thema, das die Händler und Händlerinnen beschäftigt, ist die Vermüllung der Straßen in der Innenstadt. Ein Händler kritisiert, dass Mülltonnen zum Teil tagelang die Straße verstopfen und für unangenehmen Geruch sorgen. Eine Händlerin erzählt, dass sie sich eine Müllzange zugelegt hat, um den gröbsten Unrat vor Ladenöffnung selbst wegzuräumen.

Oberbürgermeister Schick berichtet, dass es in der Stadt mittlerweile zwei Mitarbeiter gibt, die sich als „Mülldetektive“ auf die Suche nach den Müllverursachern machen. Bei Einhaltung aller Verwaltungsvorschriften könne dies pro Fall bis zu vier Wochen dauern. „Wir werden dennoch nicht müde entsprechende Vergehen als Ordnungswidrigkeit zu ahnden“, betont OB Schick. „Es gibt Menschen, da hilft nur eins: Es muss weh tun – und das ist über den Geldbeutel. Sonst passiert da nichts.“ Gleichzeitig müsse im Haushalt mehr Geld eingestellt werden für Flächen für deren Reinigung die Stadt selbst zuständig ist. 

Workshops im Herbst geplant

Zu den Gerüchten, dass die Innenstadt autofrei werden solle, äußerte sich Oberbürgermeister Tobias Schick sehr deutlich: „Cottbus wird nie autofrei, denn bei uns leben – im Gegensatz zu anderen Städten – noch Menschen in der Innenstadt.“ Dennoch sei eine autoarme Innenstadt ein Ziel. Die Umsetzung soll gemeinsam mit den Gewerbetreibenden erarbeitet werden. Alle Interessierten wurden zu einem Workshop im Herbst eingeladen.

Ebenfalls diskutiert wurde, welche Folgen die aktuell sehr unterschiedlichen Laden-Öffnungszeiten haben. „Das Thema brennt vielen seit Jahren unter den Nägeln“, weiß Doreen Mohaupt. Die Leiterin des Fachbereichs Stadtentwicklung schlug vor, nach der Sommerpause dazu für alle einen Termin zum Gedankenaustausch anzubieten.

Auch darüber, wie man die Kommunikation zwischen Stadt und Händlern verbessern könnte, wurde gesprochen. Ein außerdem geäußerter Wunsch war weniger bürokratischer Aufwand für spontane Marketing-Aktionen der Händler.

Eine weitere große Herausforderung sprach Susann Budras, Leiterin des IHK-Geschäftsbereichs Standortpolitik und Regionalentwicklung, an:

„Viele Geschäfte haben geschlossen, weil es keinen Nachfolger gibt.“ Aktuell gibt es in Cottbus 1.013 Unternehmen im Handel, in denen eine Führungsperson älter als 55 Jahre ist, weiß die Stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der IHK Cottbus. „Spätestens dann sollte man sich mit dem Thema Nachfolge beschäftigen.“ 

 Wie die IHK dabei unterstützt, erfahren Sie hier.

Gute Vernetzung macht den Unterschied

Marco Wentworth vom Citymanagement betonte, wie wichtig eine gute Vernetzung ist: „Die Innenstadt funktioniert wie ein großes Kaufhaus. Was uns ausmacht, ist das Erlebnis. Gemeinsam können wir das Besondere entwickeln!“ Als Ansprechpartner ist das Citymanagement seit März 2023 vor Ort. „Sie sind diejenigen mit den Ideen“, sagte Marco Wentworth mit Blick zu den Händlerinnen und Händlern. „Wir sind die Schnittstelle zur Verwaltung.“ Alle Angebote des Citymanagements finden Sie hier.

Bevor sich Oberbürgermeister Tobias Schick verabschiedete, bedankte er sich für die Offenheit und die vielen Impulse und erinnerte daran, dass bis zum Ende des Jahres noch 90.000 Euro Fördermittel im Rahmen des Innenstadtfonds für Projekte in der Innenstadt zur Verfügung stehen – auch in Kooperation mit Unternehmen. 

Die Innenstadt ist im Wandel und nach diesem gemeinsamen Auftakt dürfte es auch in Zukunft spannend bleiben.

Autorin: Anne Besser

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