Bahnwerk Cottbus - Zusammenarbeit: Reibungslos, partnerschaftlich und fair

Kay Behrendt, Geschäftsführer der Cottbuser Behrendt GmbH, freut sich über den Zuschlag.
© Jörg Tudyka
Kay Behrendt, Geschäftsführer der Cottbuser Behrendt GmbH, freut sich über den Zuschlag.

Kay Behrendt ist Geschäftsführer der Behrendt GmbH Elektrogroßhandel in Cottbus und des Tochterunternehmens Lichthaus Mösch & Projektgesellschaft mbH. Mit dem Lichthaus, einem Spezialbetrieb für Beleuchtungstechnik, beteiligte sich Kay Behrendt an einer Ausschreibung zur Ausstattung der ersten neu entstehenden Halle des DB-Werkes am Cottbuser Bahnhof. Und gewann. FORUM sprach mit ihm über das Projekt.

FORUM: Herr Behrendt, Großprojekte wie die der Deutschen Bahn werden in der Region oft kritisch kommentiert, meist in die Richtung, dass die Ausschreibungen nicht transparent seien und außerdem der Zuschlag immer wieder an überregionale, große Anbieter gehe. Wie kommt es, dass Sie als mittelständisches Unternehmen aus Cottbus den Zuschlag für eine komplexe Leistung erhielten?
KAY BEHRENDT: Wir haben uns beworben, nachdem das Gesamtprojekt auf einer von der IHK initiierten Veranstaltung umfassend und transparent vorgestellt wurde. Den Zuschlag erhielten wir sicher auch deshalb, weil wir die nötigen Kompetenzen für entsprechende umfassende Leistungen, beispielsweise durch unsere Arbeit beim Bau des BER oder im Bundestag, nachweisen konnten. Bestimmt war auch der Wille ein weiterer Weg. Denn ich habe im Vorfeld immer wieder auch meinem Team versichert, dass ich gemeinsam mit der Kammer darum kämpfen werde, dass nicht wir, sondern grundsätzlich Lausitzer Unternehmen die Chance bekommen, an einem solchen Projekt auch teilhaben zu können. Alles andere ist dann natürlich der „Job“, den man dann machen muss – daran arbeiten, präsentieren, verhandeln. Dazu kommt der Preis, der nicht der billigste sein muss, aber eben wettbewerbsfähig.

FORUM: Was konkret beinhaltet Ihr Auftrag beim Bau der Halle?
BEHRENDT: Wir zeichnen für die Lieferung, Installation und Programmierung der Sicherheitsbeleuchtungsanlage verantwortlich. Unser Auftragsvolumen beträgt dabei etwa eine halbe Million Euro.

FORUM: Wie sind die Rahmenbedingungen?
BEHRENDT: Das Gesamtpaket der elektrotechnischen Installation bzw. Haustechnik ging an das internationale Unternehmen mit deutschem Standort in Dresden „engie“, ein hochprofessioneller Gebäudeausrüster. Wir sind dort Subunternehmer. Bis jetzt lief die Zusammenarbeit reibungslos, partnerschaftlich und fair.

Der Terminplan ist allerdings sportlich. Den Zuschlag erhielten wir im Mai, bis Jahresende soll alles abgeschlossen sein. Wir verbauen etwa 1 000 Leuchten auf drei Ebenen. All das in einer 450 Meter langen Halle – eine Herausforderung. Aber: Wir nehmen eine perfekte Baustelle wahr! Dort ist alles durchorganisiert, die Arbeiten verlaufen zügig, aber ohne Stress. Hochachtung vor den Planern und der Bauleitung! Abgesehen davon erleben meine Leute ein Novum. Denn der Auftrag ist insofern auch erfreulich für uns, als wir nur acht Minuten Fußweg von unserem Firmensitz inkl. Lager zur Baustelle haben. (Lacht.) Dass erlebt man nicht alle Tage.

FORUM: Sie kennen die Kritik an der Kammer im Allgemeinen, von wegen keine Gegenleistung für die hohen Mitgliedsbeiträge.
BEHRENDT: Natürlich kenne ich das. Es liegt aber auch an jedem Mitglied, die Leistungen abzuholen und in Anspruch zu nehmen. Denn das Angebot ist vorhanden. Im Fall des Bahnwerks wäre wohl ohne das starke Engagement der IHK Cottbus schon das Bauprojekt gar nicht nach Cottbus gekommen. Hier wurde intensiv an der Willensbildung bei Land, Bund und Deutscher Bahn wirtschaftspolitisch mitgewirkt.
Dass dann das Projekt in mehreren Schritten der regionalen Wirtschaft vorgestellt wurde, dass man sich vor Ort die Bedingungen anschauen und die potenziellen Ansprechpartner auch persönlich kennenlernen konnte, ist eindeutig das Verdienst der Kammer. Dabei wurde die Botschaft klar und deutlich ausgesandt: Bewerbt Euch!

FORUM: Ein Auftrag in dieser Größenordnung ist ein Segen, kann aber auch ein Fluch sein. Zum Beispiel, wenn einem die dazu nötigen Fachkräfte fehlen – oder angesichts solch großer zukünftiger Arbeitgeber wie der DB dorthin weglaufen. Wie gehen Sie damit um?
BEHRENDT: Das kann ich nicht schönreden. Das ist Wegkaufen vom Markt. Ursprünglich war ja angedacht, dass die Mitarbeiter der LEAG nach dem Aus der Braunkohle eine neue Arbeitsstelle bei der Bahn finden. Aber da steckt eben das Wort Markt drin: Fachkräfte-Markt. Letztlich würde das wohl jeder Unternehmer so machen, wenn er könnte. Aber da steckt ja auch eine positive Botschaft drin: Solche Projekte sind eine Jobmaschine für unsere Region, die auch in Perspektive Menschen in die Lausitz zieht. Panik ist also nicht angesagt. Jeder Arbeitgeber muss da seine Hausaufgaben machen. Unter Tarif bezahlen geht da schon lange nicht mehr. Wir zahlen sogar über Tarif. Aber Geld ist nicht alles. Finden Arbeitnehmer bei anderen Betrieben bessere Bedingungen vor, dann wechseln sie.
Wie kann ich das verhindern? Da geht es auch um emotionale Beziehungen, um ein gutes Team, eine vernünftige Führung, um ordentliche Arbeitsbedingungen, moderne Maschinen und körperlich entlastendes Handwerkszeug – wie heißt es so schön: Mitarbeiterbindung. Ich bin überzeugt, da geht noch was, gerade auch bei KMUs.

FORUM: Was ist Ihr Wunsch Nr. 1 an die deutsche Wirtschaftspolitik? 
BEHRENDT: Der Mittelstand sollte steuerlich deutlich entlastet werden. Dann können wir auch wieder mehr investieren.

Das Interview führte Jörg Tudyka und kann nachgelesen werden im FORUM 11|2023

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