So kann Nachfolge gehen - externe Übernahme gelungen

Jungunternehmer Mathias Bahl übernimmt die "Technische Bürsten GmbH". Gegenseitiges Vertrauen ist die Basis.
© B. Andriske
Jungunternehmer Mathias Bahl übernimmt die "Technische Bürsten GmbH". Gegenseitiges Vertrauen ist die Basis.

Ein Familienbetrieb über Generationen hinweg gesichert

Das Unternehmen Luban Präzisionszerspanung GmbH setzt auf Digitalisierung.

Luban IHK Cottbus

Robert Luban ist in die Fußstapfen von großen Männern seiner Familie getreten. In die Fußstapfen all derer, die vor ihm kamen und das aufgebaut haben, was er nun fortführen soll. Dabei auch in die größten von allen: in die seines Vaters, der für ihn ein Vorbild, ja sogar ein Held ist. Er hat nun das Zepter in der Hand. Er ist derjenige, der das Unternehmen Luban Präzisionszerspanung GmbH in der Lindenstraße 2 in Halbe in die Zukunft führen soll. Für ihn eine Leidenschaft, die auch mit jeder Menge Verantwortung verbunden ist. Schließlich arbeiten hier 60 Mitarbeitende an den Aufträgen großer Kunden, die ebenfalls auf eine zuverlässige Arbeit angewiesen sind. Metallbearbeitung ist ihr Steckenpferd.

Sie bieten mithilfe von hochmodernen CNC-Werkzeugmaschinen Komplettfertigungen von einbaufertigen Einzel- und Serienteilen nach Zeichnung oder Muster. Von der Materialbeschaffung über spezifische Bearbeitungstechnologien inklusive Wärme- oder Oberflächenbehandlung bis zur Fertigbearbeitung durch Schleifen. Seit mehr als 60 Jahren fertigen sie für die Branchen Armaturenindustrie, Verdichter, Medizin-, Energie-, Automobil-, Anlagen- und Elektrotechnik, Refrigeration Technology, Air Equipment, Industriebedarf, Spezialmaschinen-, Fahrzeug- und Gerätebau Prototypen, Klein- und Großserien.

Schon im Unternehmen aufgewachsen

Robert Luban ist nun alleiniger Geschäftsführer und Gesellschafter in der Luban Präzisionszerspanung.

„Eigentlich bin ich in dem Unternehmen aufgewachsen und auch mit ihm gewachsen. Jedoch habe ich ausbildungstechnisch ein bisschen was anders gemacht. Ich bin Gas-Wasser-Installateur und habe auch meinen Meister an dieser Stelle gemacht. Ich war fünf Jahre in einem anderen Unternehmen. 2001 bin ich zurückgekommen: mit der Absicht, die Anteile meines Vaters zu übernehmen – an der Stelle als Kaufmann. Ich bin in dem Moment Quereinsteiger bei Luban Präzisionszerspanung gewesen. Manche Sachen lernt man, wenn man damit arbeitet“, so der 54-Jährige.

Vor Kurzem hat er auch die Anteile seines Onkels Reiner Luban übernommen.

„Mein Vater hat den Betrieb mit Beendigung des Zweiten Weltkrieges gegründet. Er kam aus der Gefangenschaft und dann fing der Betrieb an. Damals zusammen mit seinem Bruder, bis sie sich getrennt haben. Mein Bruder hat das Unternehmen von meinem Vater übernommen, ich kam zu meinem Onkel. Ich hatte gerade einmal ein Jahr dort gearbeitet, da ist ihm die Idee gekommen, dass ich den Betrieb übernehmen könnte. Das war nicht einfach. 1983 habe ich mich selbstständig gemacht. Und dann kam die Wende. Die war schwierig. Meinem Bruder und mir war klar: ‚Alleine können wir nicht überleben‘“, erinnert sich Reiner Luban.

So haben sich beide zu einer GmbH zusammengeschlossen und den Standort in der Lindenstraße erworben. Zuvor wurde nur in den eigenen Häusern gearbeitet. Jeder der beiden hatte zehn Mitarbeitende, so wie es zu DDR-Zeiten sein durfte.

„Mit dem Zusammenschluss ist der Betrieb Stück für Stück gewachsen.“

Vorfahren waren alle selbstständig

So weit sie sich erinnern konnten, waren auch ihre Vorfahren immer selbstständig. Die Großeltern hatten eine Schuhmacherei. Die Mutter führte ein Lebensmittelgeschäft.

„Deswegen ist man mit den ganzen Problemen von Kindheit an aufgewachsen und empfindet es nicht als zusätzlichen Stress, wenn etwas anders läuft. Man weiß, wie man damit umgehen kann“, sagt Reiner Luban.

Für ihn war bereits 2020 klar, dass er zusammen mit Robert Luban einen Weg finden müsse, wie er alles in die Hände seines Neffen legen könne.

„Ich bin Reiner dankbar für seine Leistung, seinen Mut. Dafür, dass er hier die ersten Schritte gemacht hat. Und dass wir das gemeinsam gewuppt haben“, lobt sein Neffe das Schaffen des Onkels in den vergangenen Jahrzehnten. „Irgendwann habe ich für mich entschieden: Ich müsste aufhören zu arbeiten. Die unterschiedlichen Vorstellungen mussten zusammengefügt werden. Das muss reifen und braucht seine Zeit.“

Jetzt ist mehr Zeit für Hobbies

Schwer fiel es Reiner Luban nicht, den Betrieb zu verlassen. Für ihn war es ein Schritt, der getan werden musste.

„Es ist wie Auto fahren. Wenn man daneben sitzt, bremst man mit, weil man Angst hat, dass der andere einen Fehler macht. Der will ja aber sein Auto auch nicht kaputt fahren. Er fährt nur anders. Man darf sich da nicht reinhängen.“ Noch immer steht er bei Fragen gerne bereit, um Robert Luban in allem zu unterstützen. „Ich nehme mir gerne die Zeit. Meine Frau arbeitet noch im Unternehmen. Sie macht die Buchhaltung“, verrät er.

Robert Luban genießt seine neu gewonnene Freiheit beim Fahrrad fahren, Laufen und im Garten. Schwimmen und Paddelboot fahren zählen ebenfalls zu seinen Hobbies. Wie sein Onkel hat auch er sich das Fahrradfahren zur Leidenschaft gemacht.

„Seit ich 18 bin, bin ich mit dem Fahrrad zur Arbeit und zurückgefahren. Wenn man von der Firma losfährt, bekommt man unterwegs den Kopf frei. Wenn man Zuhause ankommt, ist man im Feierabend. Man hat alles verarbeitet, was man hinter sich gelassen hat. Die 20 Minuten, acht Kilometer, befreien mich.“

Derzeit sechs Auszubildende im Betrieb

So auch Reiner Luban. Auf seine privaten Aktivitäten kann er sich ganz entspannt einlassen, denn er weiß, im Unternehmen Luban Präzisionszerspanung „läuft es“.

„Wir haben es geschafft, einen stabilen und sicheren Kundenstamm aufzubauen und sind sehr breit aufgestellt. Dadurch haben sich unsere Ausfälle minimiert. Wenn wir als Familienunternehmen zwischen acht und zehn Prozent Gewinn haben, sind wir sehr gut und das reicht auch aus. Ich muss nicht immer höher, schneller, weiter."

Lesen Sie den kompletten Artikel von Kristin Engel im FORUM E-Paper 1-2/2023

Perspektiven innovativ gestalten

Die KSC Anlagenbau GmbH in Peitz (Spree-Neiße) ist vom Strukturwandel betroffen und ebnete mit einer gelungenen Unternehmensnachfolge den Weg in eine weiterhin erfolgreiche Zukunft.

Dr. Gerrit Fester, Sven Köhler, Michael Stein (v.l.)

Von langer Hand vorbereitet: Michael Stein (r.) wollte vor seinem Rückzug nichts dem Zufall überlassen. Mit dem neuen Besitzer Dr. Gerrit Fester (l.) arbeitet Stein schon lange zusammen. Und mit Sven Köhler (M.) hat Michael Stein seit langem einen KSC-Geschäftsführer für die Zukunft aufgebaut. FOTO: TUDYKA PR

Das Unternehmen war in erheblichem Umfang für große Kraftwerke tätig. In den vergangenen Jahren hat die Geschäftsführung aktiv daran gearbeitet, neue Geschäftsfelder zu entwickeln, um den Umbau des Unternehmens und damit auch die Region voranzutreiben. Jetzt ist Unternehmensgründer Michael Stein (65) in den Ruhestand gegangen. Er hat das Ruder sowie die Verantwortung für 170 Mitarbeiter an Dr. Gerrit Fester (40) von der E u. G. Energiebau GmbH Berlin übergeben. Er möchte KSC Schritt für Schritt für die Energiewende weiter fit machen und das Unternehmen unabhängig von der Kohlebranche entwickeln. FORUM hat beide im Interview befragt. 

FORUM: KSC ist nun Tochtergesellschaft Ihres Unternehmensverbundes. Wie kam es zu der Entscheidung ein weiteres „unternehmerisches Risiko“ einzugehen?

DR. GERRIT FESTER: Hier wären zunächst die beiden Hauptsäulen der bisherigen unternehmerischen Aktivität zu nennen, das ist in Berlin die E u. G Energiebau GmbH und die Cottbuser Hochdruck GmbH. Aufgrund der Anforderungen, die in den letzten Jahren an diese beiden Unternehmungen gestellt wurden, haben wir uns in den Jahren 2018 bis 2020 dazu entschieden, uns mit der Firma Hellmann strategisch zu verbinden und mit der E u. G Anlagentechnik und Service eine Erweiterung des Geschäftsfeldes hin zum Stahlbau und dem notwendigen Dienstleistungsgeschäft durchzuführen. Im Rahmen unserer unternehmerischen Entwicklung passt die KSC sehr gut in unsere Gruppe, da wir dadurch bereits bestehende Aktivitäten weiter stärken können, aber auch Veränderungsprozesse, die bei KSC aufgrund der politischen Rahmenbedingungen notwendig sind, besser katalysieren können. Die Mitarbeiter sind sehr gut ausgebildet und überregional ausgezeichneter Ruf des Unternehmens passen sehr gut zur EuG-Gruppe. Die Entscheidung zu diesem neuen Risiko hat sicherlich mehrere Ursachen: der Strukturwandel in der Lausitz und die stetig reduzierte Verfügbarkeit von Fachkräften in der Region, aber auch das Leistungsspektrum der KSC, welches das der EuG sehr gut ergänzt sowie die signifikant Zunahme der Anforderungen an die Leistungsfähigkeit der Firmen im raschen Energiewandel – all das führt zu einer deutlich flexibleren Aufgabenbewältigung in der EuG-Gruppe.

FORUM: Wer hat Sie in dem Prozess unterstützt?

DR. GERRIT FESTER: Den Prozess haben wir in einem sehr engen Kreis innerhalb der EuG-Gruppe vorangetrieben, dazu haben wir uns besonders bei finanziellen, rechtlichen und steuerlichen Themen Unterstützung von unseren langjährigen Partnern gesucht. Leider kann man aktuell als mittelständisches Unternehmen im Strukturwandel den Eindruck gewinnen, dass derzeitig zu sehr auf die großen Konzerne und wissenschaftliche Neuansiedlungen fokussiert wird. Hier hätten wir uns mehr Unterstützung bei den Prozessen von außen gewünscht.

FORUM: Wie sieht der Zukunftsplan für das Unternehmen unter Ihrer Führung aus?

DR. GERRIT FESTER: Die Entwicklungen und Erfahrungen in neuen Geschäftsfeldern des KSC in den letzten Jahre bilden eine Basis für den anstehenden Veränderungsprozess der in den nächsten Jahren in der Lausitz ansteht. Besonders der Umbau der Energieversorgung eines Industrielandes wird uns vor zahlreiche neue Aufgaben stellen. Dazu haben wir als EuG in den letzten Jahren Know-how im Bereich von Insellösungen zur Energie- und Wärmeerzeugung erarbeitet. Diese Geschäftsfelder werden wir nun gemeinsam mit KSC weiter ausbauen. Die Basis bilden dafür die hochqualifizierten und motivierten Mitarbeiter des gesamten Unternehmensverbundes.

FORUM: Das Lebenswerk eines anderen zu übernehmen ist bestimmt nicht immer leicht. Welche (vorherigen) Werte aus der Ära Stein sind für Sie verpflichtend bzw. geben den Mitarbeitern eine Orientierung auch für die Zukunft?

DR. GERRIT FESTER: Unternehmensnachfolgen sind immer Veränderungsprozesse, wichtig ist, das Gute im Unternehmen zu bewahren und dies als Basis der Weiterentwicklung zu nutzen. Werte wie Ehrlichkeit, Verlässlichkeit, Flexibilität und Zielstrebigkeit, die KSC prägen, sind eine notwendige und wichtige Basis für das Unternehmen, um die Veränderungen der nächsten Jahre erfolgreich bewältigen zu können.

FORUM: Herr Stein, wann haben sie begonnen, die Nachfolge strategisch vorzubereiten?

MICHAEL STEIN: Dieser Prozess ist keine Kurzschlussreaktion, sondern in der Tat langfristig und strategisch geplant und durchgeführt worden.

FORUM: Wie sind sie vorgegangen, wer stand Ihnen beratend zur Seite?

MICHAEL STEIN: Da der Verkauf eines Unternehmens dieser Größenordnung nicht mal eben so durchgeführt werden kann, haben wir infolgedessen ein Expertenteam gebildet, bestehend aus meinem langjährigen Steuerberater und ehemaligen Wirtschaftsprüfer Georg Wennekers, der Rechtsanwaltskanzlei Mulansky und Partner aus Dresden und der Geschäftsleitung mit Sven Köhler und den beiden Prokuristen Hannes Welk und Frank Mehlisch. Dieses Team hat in immenser Kleinarbeit den Transaktionsprozess über ein Jahr erfolgreich vorangetrieben. Dabei war es uns sehr wichtig, auch die Belegschaft in regelmäßigen Abständen und den Möglichkeiten entsprechend vom Stand der Dinge zu informieren.

FORUM: Welchen Herausforderungen muss sich Ihr Nachfolger stellen?

MICHAEL STEIN: Vor uns liegen sehr intensive Veränderungen, die es gilt zu meistern. Da ist es bemerkenswert, dass es Unternehmertypen gibt wie Dr. Gerrit Fester, die sich diesen Herausforderungen stellen. Denn ob es die Energiewende oder der viel strapazierte Strukturwandel in der Lausitz mit dem auf uns zu kommenden Arbeitskräftemangel sind, dies alles erfordert Unternehmer, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen, Engagement zu zeigen und sich den vor uns stehenden anspruchsvollen Aufgaben in der Region stellen.

FORUM: Was haben Sie ihm auf dem Weg gegeben, damit er gut gewappnet ist?

MICHAEL STEIN: Nun ist Dr. Fester ein gestandener Unternehmer, der es vermag, die Situation genau zu analysieren und daraus die richtigen Schritte abzuleiten. Vielmehr ist es die einmalige Chance, den Unternehmensverbund der EuG gemeinsam mit der KSC dahingehend zu entwickeln, ein wichtiger Bestandteil in der Strukturentwicklung der Region zu sein.

FORUM: Sie wollen der KSC anfangs noch beratend zur Seite stehen. Was werden Sie denn am meisten vermissen?

MICHAEL STEIN: Nach nunmehr 25 Jahren Aufbauarbeit und Etablierung am und im Markt hat sich die KSC einen guten Namen erarbeitet. Darauf können alle Mitarbeiter sehr stolz sein! Natürlich würde ich lügen, wenn ich behaupten würde, dass nicht an der einen oder anderen Stelle etwas Wehmut aufkommt. Aber ich denke, das ist normal, wenn man bedenkt, dass nach so vielen Jahren und dem Schaffen seines Lebenswerkes der „Kapitän“ von Bord geht. Es ist wie in einer großen Familie. Man vermisst in erster Linie die Arbeit und das Leben mit den Menschen und in dem Falle die lieb gewonnenen Mitarbeiter. Deshalb ist es gut, dass ich meine Erfahrungen als Berater in den spannenden Entwicklungsprozess der Unternehmensgruppe einfließen lassen kann.

Das komplette Interview, geführt von Jörg Tudyka und Janine Mahler,  lesen Sie im aktuellen FORUM 12/2021

Suppenbar wird zum Suppenstübchen

Martin Grunewald (38), übernahm im Sommer 2020 die ehemalige „Suppenbar“ in der Cottbuser Innenstadt, die es in diesem Jahr bereits 19 Jahre gibt. Forum befragte ihn, wie sein Weg in die Selbstständigkeit verlief.

 Suppenstuebchen

Martin Grunewald ist in Radewiese geboren und verbrachte auch seine Kindheit dort. Nach der Schule absolvierte er eine Ausbildung zum Koch im damaligen Best Western Hotel in Branitz. Nach seiner Ausbildung arbeitete er sowohl in der Region - unter anderem einige Jahre im Mosquito - als auch im Ausland. Ihn zog es in die weite Welt hinaus, er lebte in Australien, reiste durch Asien und kam dann 2006 wieder in die Heimat zurück.

„Ich habe meinen Küchenmeister gemacht und war dann auch schon wieder weg. Ich arbeitete für knapp elf Jahre als Cateringleiter auf einer Gasplattform auf See – in Europa, Afrika, im Schwarzen Meer, an der Ostsee und Nordsee. Ich bin wirklich sehr viel rumgekommen“, so Martin Grunewald. Auch wenn er die weite Welt liebte, wollte er in die Heimat zurück. „Ich bin sehr heimatverbunden und wollte einfach gern wieder zurück“. Auch wegen seiner Frau und den zwei gemeinsamen Kindern, die er nur alle paar Wochen sah.

Gedanken an Selbstständigkeit wuchs

Es kam eine Zeit, da überlegte Grunewald, sich selbstständig zu machen, obwohl das zuvor nie für ihn in Frage kam. Er traute es sich einfach nicht zu.

„Mir wurde bewusst, dass die Verantwortung eines Küchenchefs mindestens genauso groß ist, als wäre ich selbstständig.“  

So stand ein Friseurtermin in Cottbus an und er lief an der damaligen Suppenbar vorbei. Es stand ein großes Schild vor dem Laden mit der Aufschrift „Wir geben den Löffel ab!“. Wer ihn kennt, weiß, dass er nicht lange überlegt. Grunewald zögerte nicht lange und meldete sich schon am nächsten Tag bei der damaligen Inhaberin.

„So ist alles entstanden, so sind wir gewachsen. Das ging alles wirklich sehr schnell“, so Grunewald.

Externe Unterstützung

Hilfe erhielt er von Heidrun Jarick von der IHK Cottbus, von seinem Steuerberater und auch die Stadt Cottbus sowie die Gebäudewirtschaft Cottbus unterstützten ihn bei seinem Schritt in die Selbstständigkeit. Auch Apex-Inhaber Rocco Schmidt oder der ehemalige Mosquito-Chef Thomas Schröder seien ihm immer noch eine große Hilfe.

Die größte Herausforderung für Martin Grunewald sei die Doppelbelastung gewesen, die er einige Monate hinnehmen musste. Sein alter Arbeitsvertrag lief noch bis Ende Januar und so musste er beides unter einen Hut bekommen.

Außergewöhnliche Kreationen

„Wir haben viele neue Suppen kreiert und auch einiges von der vorherigen Inhaberin übernommen. Ihr bin ich wirklich dankbar, dass ich die Suppenbar kaufen konnte, welche wir in das ‚Suppenstübchen‘ umbenannt haben“, freut sich der Unternehmer.

So gibt es heute außergewöhnliche Suppen, wie zum Beispiel die Sauerbratensuppe, Frikassesuppe oder die Rinderrouladensuppe. Diese bereitet er frisch ab sechs Uhr morgens für den gesamten Tag vor. Geöffnet ist das Suppenstübchen montags bis freitags von elf bis 15 Uhr.

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 Foto: Neben außergewöhnlichen Suppencreationen wie der Rote-Beete-Fischsuppe gibt es auch immer ein Standard-Gericht wie Nudeln mit Wurstgulasch.  ©IHK Cottbus

 Sorgen und Ängste hatte Grunewald kaum. Dafür sei er einfach nicht der Typ. „Entweder es funktioniert oder ich starte mit einer neuen Idee durch“.

 Grunewald ist froh, sich für den Weg in die Selbstständigkeit entschieden zu haben.

„Ich kann es wirklich nur jedem empfehlen. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich damit so wohlfühle. Ich hätte das schon viel eher machen sollen. Für all das, was ich tue, bin einzig und allein ich verantwortlich. Ich muss Entscheidungen treffen, denn es läuft nicht immer alles glatt. Das musste ich auch erstmal lernen“, so Grunewald.

Mut zur Selbstständigkeit

Neugründern oder Nachfolgern gibt er mit auf den Weg, dass sie den Schritt einfach wagen sollten. Probleme oder Hindernisse wird es überall geben, die es aber zu überwinden gilt. Hat man ein wenig finanziellen Puffer, sei der Schritt um einiges leichter.

Für die Zukunft möchte Martin Grunewald das Suppenstübchen erst einmal wieder aus dem „Winterschlaf“ holen, neue Rezepte kreieren und vielleicht auch den Außenbereich etwas vergrößern. Hier stehe er mit der Gebäudewirtschaft schon in Kontakt. 

Den kompletten Artikel lesen Sie im  FORUM 4/2021


Erfolgreiche Firmenübernahme in Vetschau

Daniel König übernahm zum 1. August 2020 den Vetschauer Baumarkt „Werkers Welt Przygode“ und erzählt FORUM, wie der Weg bis zur Übernahme ablief.

Anja Beck und Daniel Koenig

Foto: Nachfolgerin Anja Beck führte das Interview mit Daniel König  © IHK Cottbus

Schon während des Studiums hatte Daniel König den Traum von einem eigenen kleinen Unternehmen. Zu diesem Zeitpunkt fehlte es jedoch an Erfahrung, Kapital und einer Geschäftside.

Daniel König, Geschäftsführer Werkers Welt Przygode "Ich kam dann an einen Punkt in meinem Leben, an dem ich eine Entscheidung treffen musste – frei nach dem Motto: Wenn nicht jetzt, wann dann?

Seit Oktober 2018 begab er sich dann aktiv auf die Suche.

Aufgrund des demografischen Wandels musste es zu diesem Zeitpunkt bereits eine Vielzahl an Unternehmern geben, die kurz vor dem Ruhestand sind. Ich habe recherchiert, wie man nachfolgesuchende Unternehmer findet und bin so auf das Online Netzwerk nexxt-change.org gestoßen und habe mich durch die IHK Cottbus als Nachfolgesuchender listen lassen. Leider nutzen viel zu wenige Unternehmer diese Möglichkeit zur Suche geeigneter Kandidaten. Außerdem habe ich versucht, durch Mundpropaganda und durch Kontaktaufnahme mit meiner Heimatstadt herauszufinden, wer in der Region einen Nachfolger sucht.

Daraus resultierend führte er zahlreiche Gespräche, darunter seriöse – aber auch weniger seriöse. Es gab mehrere Angebote. Wichtig bei der Entscheidung waren für ihn ein langfristig funktionierendes Geschäftsmodell und die damit verbundene Planungssicherheit,  aber auch, dass die Chemie zwischen ihm und dem Altunternehmer zu 100 Prozent stimmt.

Und das war seit dem ersten Treffen Anfang Juli 2019 zwischen Herrn Przygode und mir der Fall. Ab diesem Zeitpunkt habe ich mich praktisch in die Idee verliebt, den eigentümergeführten Baumarkt „Werkers Welt Przygode“ in Vetschau zu übernehmen.

Er wurde gefunden

Selbst gefunden hat er das Unternehmen Przygode e. K. gar nicht. Er wurde gefunden, weil das Netzwerk, bestehend aus der Steuerkanzlei Gargula & Pietsch und der IHK Cottbus, gut funktioniert hat. Herr Pietsch hat im Auftrag des Unternehmens bei der IHK nach geeigneten Kandidaten angefragt und so wurde der Kontakt hergestellt. Allerdings gab es auch einige Hürden. Zum Beispiel musste er aufgrund langer Kündigungsfristen schon wichtige Entscheidungen treffen bevor überhaupt sicher feststand ob die Übernahme klappt. Auch die Mitarbeiter konnte er erst nach der wichtigen Entscheidung kennenlernen. 

Heute bin ich stolz, mit solch tollen Menschen arbeiten zu können. Aus jetziger Sicht ist es absolut die richtige Entscheidung gewesen, das Restrisiko in Kauf zu nehmen.

Von öffentlicher Seite fehle Daniel König ein wenig die Unterstützung. Er wünschte sich mehr Informationsmaterial für Übernahmefälle. Mitunter gab es sogar konträre Informationen von den verschiedenen Stellen. Allerdings fand der Übernahmeprozess während des Corona-Lockdowns statt und  gerade auch deswegen galten große Einschränkungen im öffentlichen Dienst. 

Anderen Nachfolgern möchte Daniel König noch wichtige Tipps mit auf den Weg geben:

Macht eine gute Zeitplanung. Stellt sicher, dass euer Vorhaben auch von eurer Familie, eurem Partner mitgetragen wird. Hinterfragt, ob ihr bereit seit Sicherheiten aufzugeben und unternehmerisches Risiko zu tragen. Baut auf etablierte Geschäftsmodelle, hinterfragt die Zukunftsfähigkeit und tut es nur, wenn die Chemie mit dem bisherigen Unternehmer stimmt, denn in der Übergangsphase muss man sehr eng und vor allem zu 100 Prozent vertrauensvoll zusammenarbeiten.

Das komplette Interview können Sie nachlesen im FORUM-Magazin Ausgabe 10/2020 


Das Spree-Waldhotel in Cottbus -  Schwestern auf Erfolgskurs

Die beiden Schwestern Stephanie (28) und Melanie (29) Meißner, beide gebürtige Cottbuserinnen, haben 2016 das Spree-Waldhotel in Cottbus übernommen. Wie sie das in ihrem doch recht jungen Alter meistern, erzählten sie uns.

Meissner Spree Waldhotel

Foto: Die beiden Unternehmerinnen posieren stolz mit Ihrem Team während einer Hochzeitsfeier. V.l.n.r: Melanie Meißner, Ulrike Meißner, Viola Kautza, Nicole Hübner, Stephanie Meißner      ©Achim Kautza

Seit 1993 gibt es das Spree-Waldhotel im Norden von Cottbus. Seit einigen Jahren unter neuer Federführerschaft. Relativ spontan hat Olaf Schöpe, damals noch Geschäftsführer des Spree-Waldhotels, die beiden Schwestern mit der Frage der Nachfolge konfrontiert, weil er in Ihnen großes Potenzial gesehen hat. Lange überlegen mussten sie nicht. Auch wenn Melanie Meißner sich selbst früher eher in einem Büroarbeitsplatz gesehen hat, mit festen Bürozeiten, so würden die Beiden Schwestern den Weg immer wieder so wählen. 

"Wir machen das einfach mit Herz und es ist genau das, was wir immer machen wollten. Wir hoffen sehr, dass das noch sehr lange so weiterläuft" Davon sind Stephanie und Melanie Meißner überzeugt.

Als Restaurantleiterin hatte Stephanie Meißner eigentlich schon viele Fäden in der Hand. Trotzdem standen die beiden nach der Übernahme vor einigen Hürden. 

"Erst einmal kam sehr viel Bürokratie auf uns zu. Wir standen vor sehr vielen gesetzlichen Herausforderungen." sagt Melanie Meißner. Stephanie ergänzt: "In vielen Dingen hatten wir ja keine Erfahrungen, weil wir damit vorher einfach nicht konfrontiert wurden. Nun waren plötzlich wir dafür verantwortlich und waren dann eigentlich 24 Stunden täglich auf Bereitschaft. Das war meiner Meinung nach die größte Herausforderung für uns. Unser Privatleben hatten wir bisher immer zurückgestellt und nun noch ein bisschen mehr."

Auch in den Köpfen der Mitarbeiter musste die Veränderung erst einmal ankommen. Das ging aber nur mit gegenseitiger Unterstützung und der Bereitschaft, auch Aufgaben abzugeben. Weil der Betrieb aber weiterhin sehr familiär geführt wird, und der Zusammenhalt in dem Unternehmen groß geschrieben wird, dauerte es nicht lange bis die Rollenverteilung klar war. Trotzdem haben die beiden Geschäftsführerinnen immer ein offenes Ohr für die Anliegen Ihrer Mitarbeiter.

"Es gibt Grenzen, die jeder kennen sollte und unsere Mitarbeiter kennen die auch. Wir leben ihnen aber das vor, was wichtig ist."

Auch das Thema Ausbildung bleibt ein wichtiges Thema für die Beiden. Ziel ist es, jeden Auszubildenden auch nach der Ausbildung weiterhin im Unternehmen zu behalten. Dass es gar nicht so einfach ist, gute Auszubildende zu finden, kann Stephanie Meißner unterstreichen.

"Ich habe meinen Ausbilderschein während meiner Ausbildung gemacht. Es war immer ein Wunsch von mir, mit Jugendlichen zusammenzuarbeiten. Man erkennt im Laufe der Jahre schon eine Veränderung der Einstellung der Azubis. Hier sollte ein guter Ausbilder in der Lage sein, sich auf die unterschiedlichen Phasen und Persönlichkeiten der Azubis einzustellen. "

Neugründern in der Gastronomie gibt Stephanie Meißner folgenden Tipp mit auf den Weg:

"Durchhaltevermögen ist das Wichtigste. Es läuft nicht immer alles glatt, wie in vielen Situationen im Leben. Und es ist wichtig, auch mal abschalten zu können." Melanie Meißner ergänzt: "Weil wir zu zweit sind. Wenn der eine mal nicht da ist, kann man sich zu 100 Prozent auf den anderen verlassen. Und wenn wir beide nicht da sein sollten, haben wir immer noch unseren Führungskräfte und Mitarbeiter, auf die wir uns verlassen können."

Das Interview können Sie nachlesen im FORUM-Magazin 3/2020 


"Mit offenen Karten spielen" Thomas Eick übernimmt das Waldhotel Eiche

Anja Beck ist Projektleiterin Unternehmensnachfolge bei der Industrie- und Handelskammer Cottbus. Sie befragte Thomas Eick vom Waldhotel Eiche in Burg, wie seine Erfahrungen bei der Übernahme des Hotels waren und welchen Herausforderungen er sich stellen musste.

Waldhotel Eiche

Foto: Anja Beck von der IHK Cottbus (l.) mit dem Nachfolger des Waldhotel Eiche, Thomas Eick.

Thomas Eick kommt aus einer Unternehmerfamilie. Sein Ziel war schon immer ein Hotel leiten zu dürfen, allerdings war ihm wichtig, voher intensiv Erfahrungen zu sammeln.

"Der fachliche Aspekt hat eine wesentliche Rolle gespielt, der persönliche dann natürlich auch, Gastgeber zu sein. Ohne den funktioniert das gar nicht. Die Grundvoraussetzungen sind besonders fachliche Kompetenz und ein gutes Team, was man um sich hat." sagt Thomas Eick.

Der emotionale Aspekt ist ebenfalls nicht ganz unerheblich wenn man eine Nachfolge antritt. Auch bei Thomas Eick waren gemischte Gefühle dabei.

"Es gab so manche Nacht, wo man etwas schwerer einschlief, weil man dachte: „War das jetzt alles richtig so?“. Diesen emotionalen Aspekt kann man aber nicht einfach auslassen, weil es ein großer Schritt ist. Umgekehrt wären wir auch nie auf dem Mond gelandet, wenn nicht einer mal einen großen Schritt gewagt hätte. Also das gehört mit dazu. Sie brauchen dieses gewisse unternehmerische Risiko, man muss ein bisschen risikofreundlich und -freudig bleiben. Wenn man versucht das Risiko einzuschränken, dann wird das nichts mit der Selbstständigkeit. Das Nachfolgehandbuch der IHK half mir da sehr, gewisse Schritte noch einmal nachlesen zu können."

Um nicht auf der Stelle zu treten empfiehlt Thomas Eick Nachfolgern auch externe Hilfe in Anspruch zu nehmen. Man sollte sich aber genügend Zeit einplanen, denn so eine Übernahme passiert nicht in vierzehn Tagen. Unterstützung hat er von vielen Seiten bekommen, sogar Kollegen nach ihren Erfahrungen befragt. Am schwersten wiegt für ihn aber die Unterstützung durch den Partner, wenn man so einen großen Schritt wagt.

"So einen Schritt macht man nie alleine. Der Partner sollte im Idealfall auch dahinter stehen, sonst wird es schwierig. Dann kommt der Punkt, wo man loslegen kann. Große Unterstützung erhielt ich bei der IHK Cottbus. Mir wurden verschiedene Programme vorgestellt, und der nächste Schritt  war dann wirklich schon ein Förderprogramm der Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB). Ich habe gesehen, dass ich nicht alleine war und von mehreren Seiten Hilfe bekam. Dann braucht man eine gute Hausbank, einen klassischen Banker des Vertrauens, der einem auch mal sagt, an welcher Kreuzung man lieber nicht abbiegen sollte. Man wendet sich dann auch wieder an alte Gesprächspartner, erzählt, wie weit man inzwischen gekommen ist und bekommt dann wieder nützliche Hinweise. Das Wissen und Know-How von Partnern, die das alles schon durchlebt haben, sollte man mitnehmen. Das hat mir schon oft weiter geholfen."

Anderen Jungunternehmern gibt Thomas Eick mit auf den Weg immer mit offenen Karten zu spielen und sich vorher gut mit dem Seniorinhaber auszutauschen. Denn wenn das Vertrauen nicht da ist, sollte man, seiner Meinung nach, so eine Übernahme gar nicht erst anfangen.  Wenn er zurückblickt würde auch Thomas Eick diesen Weg noch einmal gehen. 

"Sicherlich würde ich mir wünschen, das Wissen von heute zu haben. Denn dann wären einige Dinge einfacher gelaufen, vielleicht wäre die eine oder andere Nacht dann doch ruhiger gewesen. Aber mit der Unterstützung und auch mit den externen Informationen weiß ich, dass ich den Schritt so wieder gehen würde. Eine Unternehmensübernahme ist ein ewig andauernder Prozess, und wenn man die passenden Partner an der Seite hat, macht die Sache sehr viel Spaß. Sie ist anstrengend – keine Frage, aber dafür ist man eben auch Unternehmer. Es sollte immer eine gewisse Balance entstehen. Denn es ist nicht nur das Unternehmen, was übernommen wird, man hat eine Familie, man hat einen Partner. Und nur wenn das alles im Einklang ist, dann funktioniert es auch im Unternehmen."

Das ganze Interview konnen Sie im FORUM-Magazin 6/2019 nachlesen


 Traditionsunternehmen erfolgreich übergeben

Mathias Bahl übernimmt die Technische Bürsten GmbH von Eberhard Gleitsmann. Das Traditionsunternehmen gibt es bereits seit 1833 und es ist einer von nur zwei Herstellern von technischen Bürsten, die "Made in Germany" produzieren. 

Bahl Technische Bürsten

Mathias Bahl ist der neue "Herr der Bürsten"  © Benjamin Andriske

Der Wunsch in die Region zurückzukehren besteht in der Generation 30+ bei Vielen, die Anfang und Mitte der 2000er ihren Schulabschluss in der Tasche hatten und auch aufgrund der wirtschaftlichen Lage meist in den Süden oder Norden Deutschlands abgewandert sind. So auch bei Mathias Bahl, der nach der Schule in Cottbus erst ein Jahr in Australien war, dann in Berlin Wirtschaftsingenieurwesen und anschließend in Lübeck Medizintechnik studierte. Beruflich verschlug es ihn danach südlich von Hannover in einen Konzern um danach bei einem internationalen Großkonzern bis zum Abteilungsleiter der Instandhaltung im Hamburger Werk aufzusteigen. Aus ihm war eine Führungspersönlichkeit geworden, der immer mit der Möglichkeit spielte, entweder noch weiter in die Welt zu ziehen oder in die Heimat zurückzukehren.

Zurück in die Heimat

Erst mit dem Gedanken spielend, beruflich in die Berliner Region zu gehen, um nahe der Heimat einen gut bezahlten Job zu finden, reifte durch Gespräche der Gedanke, stattdessen direkt in seiner alten Heimat eine kleine Firma zu übernehmen und dort eigene Ideen zu verwirklichen. Statt hippem StartUp entschied er sich über einen regionalen Unternehmensberater dazu, auf die Suche zu gehen, nach einer Firma die seinem Profil und Vorstellungen entsprach. Technische Bürsten Spremberg war das zweite Unternehmen, dass ihm vorgeschlagen wurde und je mehr er sich mit dem Unternehmen beschäftigte, desto interessanter wurde es. Das lag nicht zuletzt auch an Eberhard Gleitsmann, dem bisherigen Geschäftsführer des Spremberger Herstellers von Drahtbürsten und technischen Bürsten, einem von nur zwei Herstellern die „Made in Germany“ produzieren und weltweit exportieren.

Das 20 Mann Unternehmen hat die Umbruchphase der 1990er Jahre nicht unbeschadet aber wirtschaftlich geordnet überstanden, um sich danach im Bereich Spezialbürsten und kleinen Serienfertigungen einen Namen auf dem Weltmarkt zu machen und das Produktportfolio von 200 auf über 4.000 auszubauen. Heutige Kunden sind auf der ganzen Welt vertreten. Eberhard Gleitsmann leitet das Unternehmen zusammen mit seiner Frau, die als Angestellte die Buchhaltung im Auge hat, seit 40 Jahren. Er führte es durch die unsicheren Zeiten des Mauerfalls, als es darum ging die Produktivität zu erhöhen um auf den Weltmärkten konkurrenzfähig zu sein. Das Unternehmen ist heute wirtschaftlich sicher aufgestellt, die Auftragsbücher sind gut gefüllt und es wuchs kontinuierlich. Man merkt ihm im Gespräch an, dass er durchaus noch einige Ideen für neue Märkte und Produkte hätte, trotz seiner 67 Jahre ist er auf dem Stand, will vor der Übergabe noch einmal die Computertechnik auf den neusten Stand bringen um seine Firma bestmöglich an Mathias Bahl zu übergeben.

„Mein Ziel mit der Nachfolge ist nicht, möglichst viel Geld von einem Käufer zu bekommen, sondern auch zum 200. Firmenjubiläum im Jahr 2034 eingeladen zu werden, weil der Kaufpreis die Firma nicht erdrückt. Mit Mathias habe ich einen jungen Mann gefunden, dem ich das zutraue und der mein vollstes Vertrauen hat. Er verfügt aufgrund von langjährigen leitenden Tätigkeiten über hervorragende technische und betriebswirtschliche Kenntnisse und hat sich bei den Bewerbern deutlich vom Kenntnisstand abgehoben. Mit Optimismus sichern wir die Zukunft des Unternehmens, was in unserer Region der Lausitz Seltenheitswert hat.“ so Seniorchef Eberhard Gleitsmann.

Diesen Optimismus spürt man regelrecht, wenn sich die beiden unterhalten. Zwischen erstem Treffen und der Unterschrift unter dem Notarvertrag liegen zwei Jahre und unzählige Geschäftstermine, aber auch persönliche Treffen. Zwischen beiden Männern hat sich ein Vertrauensverhältnis gebildet, wie es bei Unternehmensübergaben kaum besser sein könnte. Der Kaufpreis war nie Bestandteil großer und langwieriger Verhandlungen, es ging um Inhalte, Produkte, Mitarbeiter, Märkte und natürlich Bilanzen. Die wurden von Mathias Bahl und dem beratenden Unternehmensberater überprüft und für gut befunden. Sie bieten eine stabile Basis für die künftige Entwicklung. Denn auch der neue Eigentümer hat Ideen, anders als bei einem gänzlich neu gegründeten Unternehmen kann er auf erfahrene Mitarbeiter einen großen Kundenstamm und im Markt etablierte Produkte mit dazugehörigem Umsatz zurückgreifen und daneben neue Produkte einführen. Ein unschätzbarer Vorteil für einen Unternehmensgründer, wie auch Rückkehrer Mathias Bahl einer ist. Er musste einen Businessplan schreiben um bei Banken den nötigen Kredit für den Unternehmenskauf zu erhalten. Letztlich entschied er sich für die örtliche Hausbank, die schon 20 Jahre Technische Bürsten Spremberg betreut. Auch dort kannte man die Zahlen, überzeugte sich vom Nachfolger und bewilligte den Kredit Ende letzten Jahres.

Mit gutem Gefühl in die neue Aufgabe

Mit dieser Sicherheit und der Notarunterschrift stellte sich Mathias Bahl auch seinen künftigen Mitarbeitern bei der Weihnachtsfeier vor und lernte sie kennen. So gab es für sie kurz vor Weihnachten gute Nachrichten, sie bedeuten Sicherheit für die Beschäftigungsverhältnisse, denn natürlich kannten auch sie das Alter ihres Noch-Chefs. Gleiches gilt für Kunden der Spremberger Bürsten. Sie wurden in einem Schreiben kurz vor Weihnachten informiert und nun um die gesicherte Nachfolge. Wichtige Entscheidungen werden nun bereits zwischen Noch- und Baldchef gemeinsam getroffen, ehe Mathias Bahl die Geschäfte in Spremberg am 01.01.2019 offiziell übernimmt und Eberhard und Gerlinde Gleitsmann in ihren wohlverdienten Ruhestand gehen können. Die Spremberger Bürsten GmbH bleiben auch weiterhin ein Familienunternehmen, denn die freiwerdende Buchalterstelle übernimmt seine Schwester Steffani Meschzan (geborene Bahl), die bereits zum 01.08.2018 ihre Stelle in Spremberg antritt, um in vier Monaten von Gerlinde Gleitsmann in alle Prozesse eingearbeitet zu werden und in ihre neue Rolle reinzuwachsen. Bisher ist die gelernte Bürokauffrau im Cottbuser Carl-Thiem-Klinikum tätig, bildete sich aber schon vor einigen Jahren zur Wirtschaftsfachwirtin bei der IHK weiter und kann ihr Wissen bald im neuen Familienunternehmen einsetzen.

Mathias Bahl will Bewährtes fortsetzen ohne gleich jede Bürste umzudrehen, Ideen wie sich das Unternehmen künftig aufstellt und neue Märkte erobern kann, hat er jedoch auch einige in der Schublade und sie Stück für Stück umsetzen. Die Spremberger Bürsten schauen einer gesicherten, optimistischen Zukunft entgegen.

Der Artikel von Benjamin Andriske erschien im FORUM-Magazin 4/2018

Ansprechpartner

Anna-Lena Stück
Regionalcenter Cottbus/Spree-Neiße
Geschäftsbereich: Standortpolitik und Regionalentwicklung
Projektleitung Unternehmensnachfolge
t: 0355 365 1404
f: 0355 3659 1404
anna-lena.stueck@cottbus.ihk.de
Manuela Lehner
Regionalcenter Elbe-Elster
Geschäftsbereich: Standortpolitik und Regionalentwicklung
Projektmanagement Unternehmensnachfolge
t: +49(0)355 365 3304
f: +49(0)355 3659 3301
manuela.lehner@cottbus.ihk.de
Daniela Rieschel
Geschäftsbereich: Standortpolitik und Regionalentwicklung
Regionalcenter Dahme-Spreewald
Projektmanagement Unternehmensnachfolge
t: 0355 365 3105
f: 0355 3659 3105
daniela.rieschel@cottbus.ihk.de
Ronald Hamsch
Regionalcenter Oberspreewald-Lausitz
Geschäftsbereich: Standortpolitik und Regionalentwicklung
Projektmanagement Unternehmensnachfolge
t: 0355 365 3210
f: 0355 3659 3210
ronald.hamsch@cottbus.ihk.de