Energiewende-Barometer 2023

BASF Produktionsstandort
BASF Produktionsstandort

Im jährlichen „Energiewende-Barometer“ der IHK-Organisation sind die Ergebnisse einer deutschlandweiten Online-Unternehmensbefragung vom 12. Juni bis zum 2. Juli 2023 zusammengefasst. In Brandenburg wurden IHK-Mitgliedsunternehmen der Branchen Bau, Industrie, Handel und Dienstleistungen befragt. Die Kernaussagen aus der Umfrage zum Fortschritt der Energiewende und zur aktuellen Klima- und Energiepolitik sind nachfolgend dargestellt.

Energiekrise drückt Beurteilung der Energiewende auf Tiefststand

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Abbildung 1: Auswirkungen der Energiewende auf die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen

Die zentrale Frage des IHK-Energiewende-Barometers lautet: „Wie beurteilen Sie die Auswirkungen der Energiewende auf die Wettbewerbsfähigkeit Ihres Unternehmens?“ Diese Frage beantworten die teilnehmenden Unternehmen aus Brandenburg mit einer gegenüber den Vorjahren deutlich negativeren Einschätzung (siehe Abb. 1). Bereits in den jüngsten Konjunkturumfragen der brandenburgischen Industrie- und Handelskammern zeigte sich, dass die hohen Energie- und Rohstoffpreise sich deutlich auf die Geschäftslage und –erwartungen der Unternehmen auswirken und als größtes Risiko für die weitere wirtschaftliche Entwicklung bewertet werden. Die vergangenen IHK-Umfragen zu Konjunktur und Energiewende in diesem und im letzten Jahr fanden bereits unter dem Eindruck der Energiekrise statt. Daher kann die schlechte Bewertung zur Frage der Energiewende nicht ausschließlich dem Prozess der Energiewende an sich zugeordnet werden. Jedoch wurden durch die Energiekrise die Anfälligkeiten der „Energiewende-Politik“ deutlich offenbart. Dazu gehören die eingeleitete Abschaltung von Grundlastkapazitäten in der Stromerzeugung ohne zeitlich gleichlaufenden Ausbau erneuerbarer Energien ebenso wie die einseitige Abhängigkeit von russischem Erdgas, welche nunmehr mit großen Anstrengungen behoben werden muss. Die Auswirkungen der hohen Energiepreise und der Unkalkulierbarkeit dieser zeigen sich in der aktuellen Befragung zudem daran, dass 36 Prozent der Unternehmen Investitionen in Klimaschutzmaßnahmen zurückstellen und 39 Prozent sogar mit einer Zurückstellung von Investitionen in Kernprozesse des Unternehmens reagieren. Nur in jedem fünften Unternehmen haben die Energiepreise keine Auswirkungen auf Investitionspläne. Zudem spielt für mittlerweile 16 Prozent der befragten Unternehmen das Thema Produktionseinschränkung im Inland bzw. Verlagerung ins Ausland eine Rolle. Zurückgehende Investitionen heute sind allerdings als Alarmsignal für die Zukunft brandenburgischer Standorte zu verstehen.

Transformation: Verlässlichkeit der Energiepolitik als größtes Hindernis

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Abbildung 2: Größte Hindernisse der Unternehmen bei der Transformation für mehr Klimaschutz

Im Energiewende-Barometer konnten die Unternehmen ihre drei größten Hindernisse für die Transformation für mehr Klimaschutz angeben (siehe Abb. 2). Im Vergleich zum Vorjahr zeigt sich, dass die fehlende Planbarkeit und Verlässlichkeit der Energiepolitik jetzt von einer deutlichen Mehrheit der Unternehmen benannt werden, dicht gefolgt von der Bürokratie, welche bereits zuvor auf einem hohen Niveau lag. Die Vielzahl an neuen Vorschriften und Regulierungen und die Hektik der Gesetzgebung des letzten und dieses Jahres spiegeln sich in diesen Antworten wider. Zudem werden auch langsame Planungs- und Genehmigungsverfahren vermehrt als ernstes Hindernis für die Realisierung von Klimaschutz benannt.

Empfehlungen der Wirtschaft an die Politik

Angesichts der herausfordernden Transformation wurden im Energiewende-Barometer verschiedene politische Maßnahmen formuliert, um Energiewende und Klimaschutz sicher, bezahlbar und umweltverträglich zu gestalten. Dabei finden bei den Unternehmen in Brandenburg insbesondere drei Vorschläge ungeteilte Zustimmung von über 80 Prozent:

  1. Die Rahmenbedingungen für Eigenversorgung und Direktlieferverträge sollten verbessert werden.
  2. Steuern und Abgaben auf den Strompreis sollten weiter gesenkt werden.
  3. Wirtschaftlichkeit, Freiwilligkeit und Technologie-offenheit sollten die Leitprinzipien für Energieeffizienzmaßnahmen sein.

Mehr als 61 Prozent der Unternehmen stimmen jeweils zu, dass der Zugang zu Wasserstoff als Energieträger für Unternehmen aller Branchen und in allen Regionen planungssicher hergestellt werden sollte und dass Engpässe bei Übertragungs- und Verteilnetzen ein zunehmendes Problem sind. Politische Maßnahmen wie ein beschleunigter Netzausbau und klare Rahmenbedingungen für den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft sind hier notwendig. Die Strom- und Gaspreisbremse als Hilfe zur Dämpfung hoher Energiekosten wird sehr ambivalent durch die Unternehmen bewertet: 35 Prozent finden sie hilfreich, während 33 Prozent sie nicht als hilfreich empfinden und 31 Prozent die Antwort „teils-teils“ auswählten.

 

Ansprechpartner

Michael Rusch
Geschäftsbereich: Innovation und Nachhaltigkeit
Energie und Klimaschutz
t: +49(0)355 365 1550
f: +49(0)355 3659 1550
michael.rusch@cottbus.ihk.de