Die Mobilität der Zukunft im Blick

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Das einzigartige Center for Hybrid Electric Systems Cottbus (CHESCO) forscht an alternativen Antrieben für eine branchenübergreifende Anwendung – in der Luftfahrt und perspektivisch in den Bereichen Automobil, Bahn und Schifffahrt. Um schnelle Lösungen umzusetzen, sind entsprechende Fertigungstechnologien und schnellere Entwicklungszyklen erforderlich. Viele regionale Fertigungsunternehmen haben das Potenzial, hier mitzuwirken.

FORUM: Was verbirgt sich hinter agilen Fertigungsmethoden?

DR.-ING. BEATRICE RICH: Agil sein heißt, anpassungsfähig zu sein und schnell auf Veränderungen oder unvorhersehbare Dinge reagieren zu können. Agile Fertigungsmethoden übertragen diesen Ansatz in den Bereich der Produktion. Im Gegensatz zu traditionellen Methoden, bei denen jeder Schritt starr vorgeplant ist, ermöglichen agile Methoden eine flexible und anpassungsfähige Produktion. Agile Unternehmen können ihre Produktion daher schnell umplanen und auf die Nachfrage anpassen. Agile Organisationen handeln nicht nur reaktiv, sondern proaktiv. Zu agilen Fertigungsmethoden gehört vor allem die additive Fertigung – der 3-D-Druck. Aus diesem Grund ist eine Vielzahl von Anlagen zur additiven Fertigung sowie zu vor- und nachgelagerten Prozessen in unserer Forschungsfabrik zu finden. Darüber hinaus spielt die durchgehende Digitalisierung der Prozesse eine wesentliche Rolle. Der digitale Zwilling von Produkten und Prozessen sowie die digitale Vernetzung aller Bereiche sind ebenfalls wichtige Bestandteile einer agilen Fertigung.

Dr-Ing. Beatrice Rich, Koordinatorin Transferaktivitäten sagt: „Im Gegensatz zu traditionellen Methoden, bei denen jeder Schritt starr vorgeplant ist, ermöglichen agile Methoden eine flexible und anpassungsfähige Produktion."

FORUM: Warum war es nötig, eine GmbH zu gründen?

DR.-ING. BEATRICE RICH: Im vergangenen Jahr wurde an der BTU die zentrale wissenschaftliche Einrichtung chesco gegründet, mit Prof. Klaus Höschler und Prof. Georg Möhlenkamp als wissenschaftliche Leiter. Hier wird die Forschungsstrategie des chesco definiert und u. a. der Aufbau der chesco Forschungsfabrik koordiniert. Dabei ist meine Aufgabe die Entwicklung eines Transferkonzepts und die Koordination der Transferaktivitäten mit enger Schnittstelle zu regionalen Unternehmen. Ergänzend zur zentralen wissenschaftlichen Einrichtung an der BTU wurde die chesco GmbH gegründet. Mit der Gründung der chesco GmbH haben wir Möglichkeiten zur schnelleren Abwicklung und unabhängigen Koordination von Forschungsprojekten zwischen verschiedenen Wirtschafts- und Wissenschaftspartnern im größeren Umfang. Mit Heiko Witte wurde im Mai 2023 ein Geschäftsführer für die chesco GmbH mit jeder Menge Branchenerfahrung gewonnen, der die Bedarfe der Wirtschaft sehr gut kennt.

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FORUM: Welche Unternehmenskooperationen wurden bislang auf den Weg gebracht und worum geht es in den Projekten?

DR.-ING. BEATRICE RICH: Wir arbeiten mit einer Reihe von Unternehmen im Projekt taf (Transfer agiler Fertigungsmethoden) zusammen. Bei dem Strukturstärkungsprojekt geht es um Wissenstransfer in die regionale Wirtschaft. Dabei erproben Unternehmen imRahmen von Transferworkshops innovative Fertigungsverfahren in der chesco Forschungsfabrik.

Ziel ist der Aufbau eines Netzwerks für zukünftige gemeinsame Entwicklungsprojekte zwischen chesco, Unternehmen und weiteren Forschungseinrichtungen. Eine Vielzahl von Absichtserklärungen wurde bereits mit Unternehmen und Forschungseinrichtungen geschlossen. Diese ermöglichen es, mit Partnern Projektideen zu erarbeiten und Forschungs- und Projektanträge zu schreiben. Die Kernforschungsfelder des chesco betreffen diehybrid-elektrische Systemintegration von elektrischen Komponenten und Gasturbinen mit Brennstoffzellen mit Wasserstoff oder SAF (Sustainable Aviation Fuel). Querschnittsthemen beziehen sich auf das Thermalmanagement, die effizienten Fertigungstechnologien und die digitalen Technologien.

Dr.-Ing. Beatrice Rich, Koordinatorin Transferaktivitäten erklärt: „Mit der Gründung der chesco GmbH haben wir die Möglichkeiten zur schnelleren Abwicklung und unabhängigen Koordination von Forschungsprojekten zwischen verschiedenen Wirtschafts- und Wissenschaftspartnern im größeren Umfang."

FORUM: Mit einem Park von rund 150 Maschinen und verschiedenen Anwendungen hat das Projekt schon ein Alleinstellungsmerkmal und ist bedeutsam für die Region. Welche Angebote machen Sie den regionalen Unternehmen mit Ihrer Forschungsfabrik am Standort in Dissenchen bei Cottbus?

DR.-ING. BEATRICE RICH: Das eben angesprochene Transferkonzept besteht aus mehreren Angeboten.

Gemeinsam mit Lehrstühlen und Fachgebieten entwickeln wir an der BTU eine Workshop-Reihe zum Thema agile Fertigung und zu allen damit verbundenen Randthemen. Der große Vorteil für Unternehmen: Sie können im ersten Durchgang an den jeweils zwei Tages-Workshops sehr kostengünstig teilnehmen. Außerdem können sich die Teilnehmenden die für sie relevanten Themenraussuchen und gezielt die Workshops besuchen, die ihnen wichtig sind. Dazu gehören Themen wie: agiles Arbeiten, Aufbau einer Fertigungsumgebung und nachhaltiger Produktionsbetrieb sowie die Produktionsplanung und Wirtschaftlichkeitsberechnung, um nur einige zu nennen. Besonderen Wert legen wir auf die Einbindung von individuellen Frage- und Problemstellungen der Teilnehmendenin den Workshops.

Ergänzt wird die Workshop-Reihe um eine digitale Interaktions- und Kommunikationsplattform, welche auch unabhängig von den Workshops genutzt werden kann. Diese Plattform soll eine Austauschmöglichkeit für Personen aus der Wirtschaft untereinander sowie mit Wissenschaftlern bieten unddarüber hinaus Informationen, Beispieleund Best-Practice-Anwendungen aus dem Gebiet der agilen Fertigung bereitstellen.

Uns ist es wichtig, Unternehmen der Region in ihren strategischen Ausrichtungen zu unterstützen, zukunftsbringende Möglichkeiten aufzuzeigen, greifbar zu machen und die Chance des Ausprobierens zu geben. Wir sprechen gerne von der Forschungsfabrik als Sandkasten. Die Unternehmen bringen ihre Förmchen mit und zusammen entwickeln und bauen wir Neues.

Dr.-Ing. Beatrice Rich, Koordinatorin Transferaktivitäten: Neben verschiedenen Veranstaltungsmöglichkeiten sind wir aktuell dabei, ein Wirtschafts- und Wissenschaftsnetzwerk zum Thema additive Fertigung zu initiieren."

Neben verschiedenen Veranstaltungsmöglichkeiten sind wir aktuell dabei, ein Wirtschafts- und Wissenschaftsnetzwerk zum Thema additive Fertigung zu initiieren. Wir möchten eine persönliche und kommunikative Plattform zum Austausch von Wissen, Problemen und Best-Practice-Beispielen bieten, die es allen ermöglicht, gemeinsam voneinander zu lernen. Zu unserer Kontaktkonferenz am 26./27.09.23 werden weitere Informationen dazu folgen.

Die Kontaktkonferenz bietet den Teilnehmenden unter anderem erste Einblicke in die Workshop-Themen.

FORUM: Muss man Projektpartner werden, um Maschinen zu testen?

DR.-ING. BEATRICE RICH: Die Zusammenarbeit mit einem Unternehmen startet mit einem ersten Austausch. Dabei ist es dem chesco-Team wichtig, die Ziele, die strategische Ausrichtung und Herausforderungen der Unternehmen verstehen zu lernen. Dieser Austausch bietet eine sehr gute Basis für die Analyse der Kooperationspotenziale und die Entwicklung verschiedener Zusammenarbeitsszenarien.

Zugang zur chesco Forschungsfabrik – also zu den Maschinen – erhalten Unternehmen mit der Teilnahme an den Transferworkshops und als Forschungsprojektpartner, es sind auch direkte Kooperationen möglich.

Forschungsprojektkooperationen starten mit der gemeinsamen Erstellung einer detaillierten Projektskizze, die als Leitfaden dient und als Ausgangspunkt für z. B. die Identifikation geeigneter Förderprogramme oder Suche nach weiteren Partnern.

FORUM: Wie kommt eine Kooperation / ein Forschungsprojekt zwischen chesco und Unternehmen im besten Fall zustande? Welche Kapazitäten muss das Unternehmen einbringen und gibt es ggf. auch Förderungen?

DR.-ING. BEATRICE RICH: Siehe oben.

FORUM: chesco hatte eine Umfrage laufen zu den Weiterbildungsbedarfen bei den Unternehmen in der Region. Was kam dabei heraus?

DR.-ING. BEATRICE RICH: Unternehmen wünschen sich vor allem Input zu den Themen „agiles Arbeiten“, „Produktionsplanung und -steuerung“, „digitale Vernetzung / digitaler Zwilling“, „moderne Fertigungsmethoden“ und „betriebswirtschaftliche Aspekte“.

Dabei wollen sie eher eine Durchführung der Workshops in Präsenz, einen guten Mix aus Medieneinsatz und eine maximale Workshopdauer von zwei Tagen. Besonders gut wurden die Idee einer digitalen Plattform zur Bereitstellung von Workshop-Inhalten und die Möglichkeit, auf diese digitalen Materialien zuzugreifen, aufgenommen. Die Umfrageergebnisse haben uns in unserer Auswahl der Workshop-Themen bestärkt und sogar ermöglicht, weitere relevante Themen zu identifizieren, die wir zeitnah erarbeiten werden, und uns dabei geholfen, die Rahmenbedingungen unseres Angebots optimal zu gestalten.

Parallel zur Umfrage haben wir ein Benchmarking durchgeführt und festgestellt, dass unsere Workshop-Reihe ein thematisches Alleinstellungsmerkmal in der Region darstellt.

FORUM: Was hat Sie in die Lausitz geführt, was treibt Sie an?

DR.-ING. BEATRICE RICH: Ich bin vor 15 Jahren für mein Studium von Berlin nach Cottbus gezogen. An der BTU habe ich mich direkt wohl gefühlt. Dies lag vor allem daran, dass man hier nicht nur eine Nummer ist, sondern mit den Dozenten auch unkompliziert in Kontakt und in den Austausch treten kann.

Ich habe mich schnell in die kleine Stadt mit den Annehmlichkeiten einer Großstadt verliebt und mir meinen Lebensmittel-punkt hier aufgebaut. Cottbus bietet die ideale Kombination zwischen Natur vor der Haustür (Spreewald), kultureller Vielfalt (Staatstheater Cottbus) und der Nähe zu bedeutenden Städten wie Berlin und Dresden.

Dr.-Ing. Beatrice Rich, Koordinatorin Transferaktivitäten: Im aktuell über 30 Personen starken Team, das weiterwachsen soll, setzen wir alles daran, das Vorhaben „chesco“ mit seinen Projekten zu verwirklichen und Tag für Tag weiter voranzutreiben."

Was mich antreibt, ist der bemerkenswerte Teamgeist und die unschätzbare Einsatzbereitschaft unserer wissenschaftlichen Leitung (Prof. Klaus Höschler und Prof. Georg Möhlenkamp) und Projektkoordinatorin (Dr. Jane Worlitz). Im aktuell über 30 Personen starken Team, das weiterwachsen soll, setzen wir alles daran, das Vorhaben „chesco“ mit seinen Projekten zu verwirklichen und Tag für Tag weiter voranzutreiben. Unsere Motivation besteht darin, gemeinsam etwas Außergewöhnliches und Nachhaltiges für die BTU, die Stadt Cottbus, die Lausitz-Region und darüber hinaus zu schaffen. Ich bin sehr stolz darauf, einen Beitrag zu diesem besonderen Vorhaben leisten zu können.

Informationen

Zur Homepage:

CHESCO - BTU Cottbus-Senftenberg (b-tu.de)

Größe des Teams:

> 30 Mitarbeitende

Wissenschaftliche Leitung:

Prof. Dr.-Ing. Georg Möhlenkamp und Prof. Dr.-Ing. Klaus Höschler

Ansprechpartnerin für Unternehmen:

Dr.-Ing. Beatrice Rich (Koordinatorin Transferaktivitäten)

Anschrift:

Werner-von-Siemens-Straße 7, 03052 Dissenchen

Ansprechpartner

Judith Banitz
Geschäftsbereich: Innovation und Nachhaltigkeit
Innovation und Digitalisierung
t: +49(0) 355 365 1560
f: +49(0) 355 3659 1560
judith.banitz@cottbus.ihk.de