Pressearbeit
t: +49(0)355 365 2403
f: +49(0)355 3659 2403
janine.mahler@cottbus.ihk.de
Das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Energie (MWAE) verlieh im Frühjahr dieses Jahres erstmalig den Gründungspreis Brandenburg. Ausgezeichnet wurde in vier Kategorien. Zur Teilnahme am Wettbewerb aufgerufen waren Gründer, die bereits erfolgreich am Markt tätig sind und deren Geschäftsmodell Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigt. In der Kategorie Existenzgründerinnen wurde Lucie Töpfer, Geschäftsführerin der pyropower GmbH Cottbus, ausgezeichnet.
„Ich bin tief berührt und dankbar für die Auszeichnung. Diese Anerkennung unterstreicht die Bedeutung unserer Bemühungen unseres Unternehmens, nachhaltige und innovative Energiesysteme zu entwickeln. Es ist eine Bestätigung dafür, dass unser Einsatz für die Dekarbonisierung und nachhaltige Energieproduktion in der richtigen Richtung liegt.“ Lucie Töpfer, Mitgründerin eines Unternehmens, das tief in Cottbus und der Lausitz verwurzelt ist, möchte dazu beitragen, die Region und die Tech-Branche insgesamt positiv zu beeinflussen. „Diese Auszeichnung ermutigt mich weiterhin, aktiv zu agieren und mich für unsere Umwelt einzusetzen; und auch Frauen bei ihrer Gründung und in der Technologiebranche zu unterstützen.“
Lucie Töpfer wollte eigentlich (Natur)Wissenschaftlerin werden: Denn sie liebt schon immer die Natur.
„Ich war immer gern und ausdauernd draußen.“
Als Kind wünscht sie sich ein Mikroskop. Sie forscht, statt zu malen. Naturdokus sind im Fernsehen ihre Lieblingssendungen. Dass sie heute Existenzgründerin ist, hat auch mit ihrer Liebe zur Natur zu tun. Sie ist davon überzeugt, dass sie so am meisten für den Umweltschutz erreichen kann.
Die Gründerin ist in Finsterwalde aufgewachsen. In Cottbus studierte sie Landnutzung und Wasserbewirtschaftung und zusätzlich, parallel im Fernstudium, Betriebswirtschaftslehre. Vor drei Jahren hat sie pyropower gegründet. Es war eine Bauchentscheidung, die sie nicht in Frage stellt. Aber aus dem Umfeld kamen Bedenken: Willst Du wirklich deine Festanstellung aufs Spiel setzen? Und überhaupt – ein Unternehmen gründen und leiten: Wie soll das gehen, mit Familie?
Lucie Töpfer findet es schade, dass viele Frauen immer noch gedrängt werden, sich zu entscheiden: Familien- oder Arbeitsleben? Es müsse sich noch viel verändern, in den Köpfen und bei den Rahmenbedingungen, meint sie. Auch als Gründerin brauche man nicht 60 Stunden im Büro zu sein, müssen Homeoffice und flexible Arbeitszeiten möglich sein. Sie setzt sich deshalb auch prinzipiell ein für mehr Gleichberechtigung in der Arbeitswelt – im Lausitzer Frauen Netzwerk, als Mentorin, Vorbild und Chefin.
Mit pyropower hat sie große Ziele: „Im Grunde geht es darum, die Welt zu retten“, sagt sie ernst.
Das klingt nach dem Narrativ von Friday for Future & Co. und stößt manchem eher negativ auf. Mit den Klimaklebern verbinde sie eine „tiefe Leidenschaft für den Umweltschutz“.
Aber statt zu protestieren, sucht Lucie Töpfer eher nach Lösungen „Mir ist es wichtig, Perspektiven aufzuzeigen, mit allen an einem Tisch zu sitzen, um Hands-on-Lösungen zu finden. Klimaschutz sollte mit einem positiven Bild assoziiert werden“, erklärt sie. „Ich weiß, wie Umweltschutz funktioniert, aber ich will auch den Hebel haben, um wirklich etwas umzusetzen – um Produkte zu generieren, die Umweltschutz aktiv mit begleiten.“ Damit untersetzt sie auch ihre Definition, was innovativ sei: „Man entwickelt Lösungen, die auch auf dem Markt ankommen. Mein Ziel ist es, durch innovative Technologien und Wege die drängenden Umweltprobleme unserer Zeit zu lösen und die Grenzen des Möglichen neu zu definieren.“
Während des Studiums der Umweltwissenschaften erkannte sie die drängenden Herausforderungen, aber auch die enormen Möglichkeiten, die sich durch neue Methoden bieten. Parallel dazu studierte Lucie Töpfer Betriebswirtschaftslehre, um zu verstehen, wie wissenschaftliche Erkenntnisse erfolgreich in wirtschaftliche Konzepte überführt werden können.
„Denn nur wenn sich nachhaltige Ansätze im Markt durchsetzen, können sie eine echte Wirkung entfalten. Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass wir in der Lage sind, die Klimakrise zu bewältigen", so Lucie Töpfer.
Diese globale Herausforderung resultiere aus einem erheblichen Kohlenstoffungleichgewicht: Zu viel CO2 wird an die Atmosphäre abgegeben und zu wenig davon gebunden.
„Unsere Lösungen müssen daher umfassend sein, um sowohl die Emissionen zu reduzieren als auch CO₂ aktiv aus der Atmosphäre zu entfernen.“ Innovationen eröffnen neue Wege, die diese Herausforderungen effizient angehen und unsere Energieerzeugung sowie -nutzung revolutionieren, ist die Firmenchefin überzeugt.
Ihr Unternehmen entwickelte ein innovatives Pyrolyse-Blockheizkraftwerk, das nicht nur grüne Energie produziert – sondern auch Kohlenstoff bindet. Durch den Pyrolyseprozess wird Biomasse in Strom, Wärme und Pflanzenkohle umgewandelt, wobei ein Großteil des Kohlenstoffs in der Kohle gebunden bleibt. Mit pyropower kann Strom und Wärme also nicht nur CO₂-neutral gewonnen werden, sondern sogar CO₂-negativ! Die Pflanzenkohle, die entsteht, kann in der Landwirtschaft eingesetzt werden: Sie hilft Böden, Wasser zu speichern und Nährstoffe verfügbar zu halten.
Die Firma, für die ihr Mit-Gründer Sebastian Kießling und sie einmal gearbeitet haben und die auch an nachhaltigen Energiesysteme forscht, haben sie in diesem Jahr übernommen. Lucie Töpfer nennt das strategische Expansion.
Die Berg & Kießling GmbH wurde in pyropower integriert. „Dieser Kauf markiert einen wesentlichen Meilenstein in der Skalierung unserer Green Tech-Lösungen.“
So werden nun modernste Technologien zur effizienten Nutzung erneuerbarer Energien entwickelt, welche die Umwelt schonen und gleichzeitig wirtschaftlich rentabel sind – Made in Lausitz. Pyropower entwickelt und vertreibt Systeme, die Dekarbonisierung und Energieerzeugung kombinieren – ausgerichtet auf die Reduktion von CO₂-Emissionen und gleichzeitig die Sicherstellung nachhaltiger Energieversorgung.
Konkret wandelt das vom Unternehmen entwickelte Pyrolyse-Blockheizkraftwerk Biomasse wie etwa Rest- oder Schadhölzer, aber auch Klärschlamm, in Pflanzenkohle um.
„Es gibt im Bereich der festen biogenen Reststoffe, die sich zur Verkohlung eignen, große ungenutzte Potenziale.“
Wichtig hier zu wissen, dass das gesamte Reststoffpotenzial an Trockensubstrat in Deutschland 151,1 Mio. Tonnen beträgt, davon bleibt bisher etwa ein Drittel ungenutzt. Dies trifft insbesondere für holz- und forstwirtschaftliche Reststoffe sowie für landwirtschaftliche Nebenprodukte zu, für die es bisher kaum Vermarktungsmöglichkeiten gab. Pflanzenkohle speichert über Jahrhunderte Kohlenstoff, was sich positiv auf alle Umweltmedien auswirkt. Damit ist sie ein äußerst umweltfreundliches und vielversprechendes Produkt, welches zunehmend nachgefragt wird. Neben der klimawirksamen Nutzung ist Pflanzenkohle auch als Bodenhilfsstoff, Futtermittelzusatz, in der Boden- und Gewässerreinigung sowie als Nährstoffspeicher einset zbar. „Der Allrounder der Natur“ zeigt sich die erfolgreiche Gründerin begeistert.
Lucie Töpfer vor dem pyropower-Firmensitz im Technologie- und Forschungszentrum (TFZ) des Technologie- und Industrieparks (TIP) Cottbus nahe der BTU Cottbus-Senftenberg.
Aber auch grüner Strom und grüne Wärme werden produziert. Durch das Pyrolyseverfahren werden organische Stoffe thermisch zersetzt, um Energie zu erzeugen. Der Prozess ähnelt der natürlichen Entstehung von Kohle, wird aber in der zeitlichen Dimension extrem verkürzt.
Der erzeugte Strom kann vor Ort genutzt oder ins Netz eingespeist werden, während die entstehende Wärme vielseitig verwendet oder sogar nochmal verstromt werden kann.
„Wir arbeiten für die Bereitstellung von Energie aus ungenutzten Reststoffquellen exakt dort, wo sie benötigt wird. Unsere Kunden haben dadurch energetische Versorgungssicherheit und leisten zugleich aktiv einen Beitrag gegen den Klimawandel!“
Lucie Töpfer ist dabei überzeugt, dass Reststoffe wesentlich nachhaltiger genutzt werden sollten. Um dies zu erreichen, arbeitet man an dezentralen Kraft-Wärme-Kopplungssystemen. Das Kernstück ist dabei eine luftgelagerte Mikrogasturbine. Pyro-ClinX kombiniert einen Pyrolyseprozess mit einer extern befeuerten Mikrogasturbine (EFGT) und erzeugt somit Pflanzenkohle, Wärme und Strom in einem Prozess. Die Pyrolyseanlage versorgt sich selbst mit Energie und weist eine negative CO2-Bilanz auf. Das ist angewandte Kreislaufwirtschaft.
Lucie Töpfer: „Wir möchten möglichst schnell möglichst viele PyroPower-Systeme an den Markt bringen. Denn mit jedem lassen sich ungefähr 2000 Tonnen CO2 pro Jahr einsparen.“
Aber die Möglichkeiten sind nach oben offen. Denn bei pyropower arbeitet man mittlerweile auch an der Nutzung von andersartigen Reststoffen wie beispielsweise Autoreifen, mit denen andere nichts mehr anzufangen wissen. Deutschlandweit laufen bereits mehrere pyrolyse-Systeme des Cottbuser Unternehmens bzw. sind in der Vorprojektphase. Zu den Kunden gehören u.a. Gemeinden, die Industrie, aber auch Gewerbeparks. In Cottbus ist ein unternehmenseigener PyroPark geplant.
Vielleicht klappt das ja noch mit der Rettung der Welt. Lucie Töpfer von pyropower glaubt fest daran und handelt entsprechend unternehmerisch.
Der Artikel von Jörg Tudyka erschien im FORUM 09|2024
Für die korrekte Funktion des Formulars müssen Sie den reCaptcha Cookie in Ihren Cookie-Einstellungen akzeptieren.
Ihr Browser lädt die Seite für Sie neu, wenn Sie ihn akzeptieren. Danach ist eine Anmeldung über das Formular möglich.