Sympathisch untertrieben: „Wir sind ganz banale Händler.“

Dorit Köhler, Leiterin Geschäftsbereich Innovation und Nachhaltigkeit bei der IHK Cottbus ließ es sich nicht nehmen, das neue Logistiksystem von Elbenwald persönlich in Augenschein zu nehmen. Geschäftsführer Dirk Wiedenhaupt führte durch die Anlage.
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Dorit Köhler, Leiterin Geschäftsbereich Innovation und Nachhaltigkeit bei der IHK Cottbus ließ es sich nicht nehmen, das neue Logistiksystem von Elbenwald persönlich in Augenschein zu nehmen. Geschäftsführer Dirk Wiedenhaupt führte durch die Anlage.

Roboter werden nicht krank oder müde und stehen rund um die Uhr zur Verfügung. Das entspannt die Fachkräftesituation. Dorit Köhler, Leiterin Geschäftsbereich Innovation und Nachhaltigkeit der IHK Cottbus

Die Elbenwald GmbH weihte im Juni ihr neues Logistikzentrum mit einer vollautomatisierten, robotergesteuerten Kommissionierungsanlage ein. Elbenwald nutzt damit als erstes Unternehmen der Lausitz das norwegische System „Autostore“, an dessen Funktionalität man erst glaubt, wenn man sie erlebt hat. Fantasy ist Produktinhalt von Elbenwald, bei der Logistik ist Fantasy nun zur Realität geworden.

„Ein Meilenstein in der Geschichte unseres Unternehmens“, erklärt Dirk Wiedenhaupt, einer der drei Geschäftsführer der Elbenwald GmbH. „Mit der Auto Store-Anlage können wir Lagerkapazität und Liefergeschwindigkeit deutlich erhöhen und somit unseren Kunden einen noch besseren Service ermöglichen.“

Die Fakten belegen das. Knapp 35.000 Behälter mit 30 Kilogramm maximaler Traglast sind im System verfügbar, 1000 Behälter pro Stunde können den Warenausgang verlassen, 20 pro Stunde den Wareneingang frequentieren. Dafür sorgt ein an SciFi-Filme erinnerndes System aus Alu-Regalen mit 16 Ebenen auf 5,4 Metern. Ein Lagervolumen von 2600 Quadratmetern braucht lediglich etwa 1000 Quadratmeter Fläche. Zudem ist das System nach allen Seiten erweiterbar, ohne den Betrieb zu stören. Letztlich ist die neue Logistik nur ein weiterer Schritt in der legitim als verrückt zu bezeichnenden Erfolgsstory von Elbenwald.

„Wir sind ganz banale Händler“, behauptet Dirk Wiedenhaupt, womit er faktisch recht hat. Schaut man genauer hin, scheint das aber völlig untertrieben. „Wir verkaufen Dinge, um Menschen glücklich zu machen.“

Was anderswo als verlogener PR-Slogan daherkommt, erscheint bei den Elbenwäldlern absolut glaubwürdig.

Keine Ahnung,wie das funktionieren soll

Drei BTU-Studenten gründeten 1999 in ihrer WG ein Unternehmen. Was sie einte, war die Begeisterung für die Fantasy-Saga „Herr der Ringe“ (noch vor der Verfilmung) und dem damit verbundenen Sendungsbewusstsein mit dem man vielleicht Geld verdienen könne. Ansonsten hatten sie alle drei „keine Ahnung, wie das funktionieren soll“ (Geschäftsführer Alexander Läppet). Dass sie dann doch vieles richtig gemacht haben, beweisen die aktuellen Zahlen. 2023 hat die Elbenwald GmbH 41 Millionen Euro Umsatz gemacht, Tendenz steigend. 32 Stores bestehen europaweit. Geplant sind zukünftig die Neueröffnung von zwei bis drei Stores jährlich. Bislang gibt es Elbenwald-Shops u.a. in Berlin, Hamburg, München, Frankfurt/Main, Wien, Amsterdam. Online geliefert wird weltweit. Das Business teilt sich hier hälftig. Zu den Kunden gehören nach wie vor international renommierte Filmgesellschaften wie Disney oder Warner Brothers.

Mit der Auto Store-Anlage können wir Lagerkapazität und Liefergeschwindigkeit deutlich erhöhen und somit unseren Kunden einen noch besseren Service ermöglichen. Dirk Wiedenhaupt, Geschäftsführer der Elbenwald GmbH

Sicher hat den Elbenwäldern eine ungeahnte Marktentwicklung geholfen. Aber „den richtigen Riecher“ hatten sie wohl schon. Dass nach „Herr der Ringe“ u.a. mit „Harry Potter“ weitere weltweit erfolgreiche Verfilmungen folgte, dass sich Merchandising als eigenständiger Geschäftszweig entwickelte oder Jahre später dann mit Netflix &. Co. Scheinbar endlos Fan erzeugende Produktionen folgen sollten da hätte man schon Prophet sein müssen. Aber hier verband sich eher die sehr persönliche Lebensauffassung der Unternehmensgründer mit einer Zielgruppendefinition:

„Unsere Kunden bekennen sich offen zu dem, was sie mögen und damit auch zudem, was sie sind. Sie leben sich gern aus. Und gemeinsam.“

Somit ist die Elbenwald-Kundschaft einerseits medienbedingt sehr vielfältig, im Wesentlichen jedoch homogen. Die Elbenwälder nehmen das ernst und begegnen dem Bedarf professionell:

„Ja zur Vielfalt,aber nur mit dem Besten“, so Geschäftsführer Alexander Lapeta.

Wer`s nicht glaubt, schaue sich den Elbenwald-Online-Shop an. Da ist Kundenorientierung offensichtlich mehr als ein Marketing-Schlagwort.

Unterstützung durch KI

Ansonsten geht es der Elbenwald GmH „den Menschen wie den Leuten“. Der Herausforderung Lagerfläche begegnet man eben mit AutoStore. Der Fachkräftesituation divers zum Weihnachtsgeschäft müssen schon mal 150 Menschen mehr angestellt werden. Produktbeschreibungen erledigt längst fast zu 100 Prozent KI, andere Bereiche in Prüfung. Was den Standort betrifft, da bedankt man sich für die „riesige Unterstützung der Stadt Cottbus“, die „viel besser als ihr Ruf“ sei. „Elbenwald. Weil wir Fans sind.“ lautet der Slogan. Klingt emotional, ist aber rational nichts anderes als Überzeugtheit vom Produkt und Kennen der Zielgruppe. Eine unternehmerische Binsenweisheit. Aber die es mit Leben zu erfüllen gilt. Der Elbenwald weist hier Artenvielfalt auf und wächst.

Der Artikel von Jörg Tudyka erschien im Forum 07-08|2024

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Dorit Köhler
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