„Inzwischen sagt man sogar Chef zu mir!“

Auch Michael Boche (v. I. n. r.) und Steffen Müller gratulierten David Hänschen. Die Geschäftsführer der VIS-GmbH Forst arbeiteten schon seit Langem mit MSH zusammen.
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Auch Michael Boche (v. I. n. r.) und Steffen Müller gratulierten David Hänschen. Die Geschäftsführer der VIS-GmbH Forst arbeiteten schon seit Langem mit MSH zusammen.

Ende März feierte die MSH Surface Solutions GmbH Missen (Spreewald) ihr 15-jähriges Bestehen. Zeitgleich öffnete das neue Oberflächenzentrum (OFZ) seine Türen. Diese erhebliche Unternehmenserweiterung wurde in unmittelbarer Nachbarschaft des langjährigen MSH-Kunden VIS GmbH in Forst errichtet. VIS feiert parallel das 25. Jubiläum. So rückt der Mittelstand in der Lausitz zusammen. Nun kann noch besser auf den Bedarf (auch internationaler) Kunden eingegangen werden – bei manchen Projekten auch gemeinsam.

David Hänschen machte sich mit 18 Jahren selbstständig. Ein begonnenes Studium brach er ab, es zog ihn in die Praxis, ins Handwerk. Wenn man jemand als „Macher“ bezeichnen kann, dann David Hänschen. Es begann mit einer Autolackiererei.

„Mein Startkapital waren 80 Euro. Damit eröffnete ich ein Geschäftskonto. 20 Euro gingen an die Handwerkskammer. Mit den restlichen 60 Euro bin ich mit meiner Frau Essen gegangen“, lacht der gebürtige Altdöberner, der vorgibt, nur „unter Druck gut arbeiten“ zu können. „Ich hatte nie den Drang verspürt, die Region dauerhaft zu verlassen. Ich wollte hier was tun.“

Von seinem Abi-Jahrgang am Gymnasium Großräschen, 30 Schülerinnen und Schüler, seien 28 weggezogen. „Das war schon traurig“, meint der „bekennende Lausitzer“. Als Selbstständiger sammelte er dann frühzeitig Erfahrungen – gute und schlechte. Fehler habe er reichlich gemacht. Aber Hinfallen sei keine Schande, man muss wieder aufstehen und vor allem auch aufstehen wollen. Er nennt das Fehlerkultur und lebt diese im Unternehmen. David Hänschen spricht hier gern von „Karma“– manches müsse manchmal eben einfach so passieren, wie es passiert. Entscheidend sei dabei, wie man damit umgeht. Den Entschluss zur Selbstständigkeit hat er nie bereut. Wir sind gut, nicht billig 2009 schließlich wurde die MSH Surface Solutions (engl. Surface Solutions - Oberflächenlösungen) gegründet und das Dienstleistungsportfolio um ein Vielfaches erweitert. MSH bietet Beschichtungen diverser Art und Oberflächenreparaturen an. Damit ist das Unternehmen mit Hauptstandort Missen (Spreewald) weltweit erfolgreich. Innen- und Außenfassaden, Bauteile, Maschinen, Fahrzeuge, kommunale, private und grossindustrielle Kunden, in Italien, Norwegen, den USA oder China – MSH ist gefordert. Ob ausschließlich in der Ausführung auf der Basis vorgegebener Designs wie etwa bei Schienenfahrzeugen oder auch in der Gestaltung beratend –

„wir machen es mit mehr Leidenschaft!“, beantwortet David Hänschen die Frage, wie er es geschafft habe, trotz starker Konkurrenz sogar weltweit erfolgreich zu sein. „Wir sind gut, nicht billig. Wir legen großen Wert auf fachliche Beratung, das hat sich herumgesprochen. Wir beraten auch, ohne dass der schnellstmögliche Verkaufsabschluss im Vordergrund steht. Manch Interessenten beraten wir mehrfach, bis er Kunde wird.“

Doch das rechne sich langfristig, so Hänschen. Marketing betreibt er bis auf diverse Social Media- Aktivitäten direkt so gut wie gar nicht. Bislang hat das Unternehmen nicht mal eine Website. Neue Kunden gewinnt MSH in erster Linie durch Empfehlung –

„unsere Baustellen sprechen für sich. Wir versuchen, jeden Tag einen guten Job zu machen. Wenn alle im Team danach handeln, wird auch der Kunde überzeugt. Wir werden nicht durch Steuern finanziert, sondern erarbeiten welche“, betont der Unternehmer mit einem kleinen Seitenhieb auf die Bundespolitik. „Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen waren schon mal besser.“

Ein Jahr Zwangspause am Bau: Kostenexplosion

Mit der Eröffnung des neuen Oberflächenzentrums (OFZ) sind MSH nun erstmals auch Pulverbeschichtung und Nasslackierung in einer Anlage möglich.

„Durch die Erweiterung des Anlagensetups in Forst sind wir ab Losgröße 1 außergewöhnlich flexibel, können aber auch in Großserien fertigen. Unsere Beschichtungsanlage verfügt außerdem über eine 5-stufige nasschemische Vorbehandlung. Hiermit erreichen wir die Zertifizierung bei der DB Systemtechnik für Bahntechnik und GSB International für Metall-Fassaden.“

Klingt gut. Doch das OFZ war eine „schwere Geburt“. Geplant war es schon länger, doch Corona und die aktuelle bzw. anhaltende Wirtschaftspolitik habe die Eröffnung verzögert. Gezwungenermaßen musste ein Jahr Baupause eingelegt werden. Denn zwischenzeitlich hätte die Gasversorgung der neuen Halle dann statt wie ursprünglich etwas 100.000 Euro eine Million Euro jährlich gekostet. Und der 40prozentige Förderzuschuss auf die Gesamtinvestition durch GRW-Mittel sei durch die mittlerweile erheblich gestiegenen Baukosten komplett aufgebraucht, so Hänschen.

Der Artikel von Jörg Tudyka erschien im Forum 06|2024

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