Elektromobilität als Lebenselixier

Für Christinan Jurisch ist Elektromobilität mehr als ein Geschäftsmodell
© IHK Cottbus
Für Christinan Jurisch ist Elektromobilität mehr als ein Geschäftsmodell

Seine Leidenschaft zur Elektromobilität führte Christian Jurisch aus der Lausitz zunächst nach Dresden und Berlin.

Vor fünf Jahren kehrte er in die Lausitz zurück, um als eigener Chef mit seiner Spezialfirma „Next Automotive Testing“ die Elektromobilbranche von der Heimat aus zu erobern. Was vom Namen her kompliziert klingt, ist hoch spezialisierte Arbeit im Detail beim Testen von Elektromotoren.

„Wir haben uns im E-Mobility-Testbereich auf das nachhaltige, effektive und möglichst einfache Testen von Elektroantrieben und Elektromobilitätskomponenten spezialisiert“, umreißt Geschäftsführer Christian Jurisch das Tätigkeitsfeld von Next Automotive Testing. „Wir geben den Zulieferern die Sicherheit, dass ihr Produkt auch robust ist. Das bedeutet beispielsweise, dass der Elektromotor das hält, was er verspricht“, erläutert der Jungunternehmer. Christian Jurisch kennt sich in der Automotive-Testbranche bestens aus und weiß: „Testkosten haben einen erheblichen Anteil am Entwicklungsbudget von Automotive-Komponenten. Falsche Entscheidungen können schnell sehr teuer werden. Nicht gefundene Fehler, besonders wenn es um die Sicherheit geht, sind noch ungünstiger.“

Deshalb bietet er mit seiner Firma seinen Kunden die Möglichkeit, ihre Test- und Erprobungskosten signifikant zu reduzieren. Vom Senftenberger Ortsteil Peickwitz aus erobert er die Elektromobilitätsbranche. Weitere Büroräume sowie eine Werkstattfläche für die Entwicklung von eigenen Produkten und Test-equipment hat er im Spreetaler Dock 3 Lausitz. Außerdem gibt es seit letztem Sommer einen Standort in Dresden. Doch damit noch nicht genug. Christian Jurisch hat viel vor und sieht große Chancen mit seiner Firma.

Entscheidung für die Heimat

Doch was bewegt einen jungen Mann dazu, einen sicheren Job in einem namhaften Unternehmen zu verlassen und das Risiko einer eigenen Firma einzugehen? Wie vielen Rückkehrern erging es auch Christian Jurisch – viele Monate pendelte der 38-Jährige zwischen Arbeit und Heimat. Im Jahr 2017 fällt die Entscheidung für die Heimat und einen neuen beruflichen Schritt. Grund zur Unzufriedenheit hat der junge Mann bis dahin eigentlich nicht. Aber wohl das Unternehmer-Gen im Blut und die Leidenschaft im Herzen.

Christian Jurisch studierte nach dem Abitur Mechatronik in Dresden und landete schließlich nach verschiedenen Zwischenstationen beim renommierten Arbeitgeber Continental in Berlin. Hier ist er sieben Jahre in der Testabteilung tätig.

„Alles, was in einem Elektrofahrzeug gebraucht wird, wie zum Beispiel Elektromotoren oder Leistungselektronik, hatten wir bei Continental in der Entwicklung und im Test“, erinnert sich Jurisch. Als Testmanager verantwortete er beispielsweise verschiedene Motorenentwicklungen für eine französische Automarke und arbeitete mit Kunden auf der ganzen Welt zusammen. Er verfügt deshalb über ein weit verzweigtes Kontaktnetzwerk und beste Kenntnisse der Branche.

 

Als er schließlich mehr Zeit für die Familie und weniger auf der Straße beim Pendeln verbringen möchte, entscheidet er sich für einen neuen beruflichen Schritt in der einstigen Heimat. Er kehrt auf das Elterngrundstück im Senftenberger Ortsteil Peickwitz zurück und beginnt eine neue berufliche Herausforderung. Zunächst als Freiberufler tätig, merkt der überzeugte E-Auto-Fahrer schnell, welches Zukunfts- und Wachstumspotenzial in der Elektromobilitätsbranche steckt. Folglich gründet er 2018 die [Next] Automotive Testing GmbH. Die Anfangszeit sei schwierig gewesen.

„Die ersten zwei Jahre hatte ich als Gründer gut mit mir selbst zu tun. In dieser Zeit habe ich große Unterstützung von meiner Familie bekommen. Und auch die IHK in Senftenberg stand mir mit Rat und Tat zur Seite, als es darum ging, den Gründungszuschuss zu beantragen“, so der Geschäftsführer. „Als die Firma gerade anfing zu laufen und ich den ersten Mitarbeiter eingestellt hatte, kam Corona und auf einmal sparten die Firmen an externen Dienstleistern. Uns half in dieser angespannten Zeit ein Projekt, welches über den Sommer 2020 das Geschäft gerettet hat. Außerdem entstand damals die Idee, Testdienstleistungsprodukte anzubieten“, blickt Christian Jurisch auf die Anfänge zurück.

 

Startschwierigkeiten überwunden

Im Jahr 2022 sind die Startschwierigkeiten längst überwunden, Next Automotive Testing hat sich zu einem Vorzeige-Start-up entwickelt. Christian Jurisch beschäftigt mittlerweile neun Mitarbeitende und der Umsatz hat sich verfünffacht.

„Derzeit gibt es im Automobilbereich kaum noch ein Unternehmen, was nicht in Elektromobilität investiert. Das ist unser Vorteil“, weiß der Fachmann. „Zurzeit werden viele innovative Konzepte erarbeitet und umgesetzt. Neue Fahrzeugtypen und Antriebslösungen entstehen. Die Anforderungen an Mobilität und die Autos der Zukunft verändern sich und damit auch die Anforderungen an Testmethoden und -prozesse“, erläutert der Geschäftsführer. „Wir entwickeln mit unseren Kunden Testlösungen und unterstützen bei allen Fragen, die sich stellen, wenn man die Funktionalität, Sicherheit und Nutzbarkeit neuer Mobilitätskonzepte nachweisen möchte“, erklärt er weiter.

Konkret bedeutet das, Next Automotive Testing kann Testmanager in Firmen entlasten, indem das Team um Christian Jurisch die Koordination von Laboren und das externe Testmanagement übernimmt. Darüber hinaus können Prozesse, Testpläne und Dokumente auf Kostenoptimierungspotenzial analysiert, Testressourcen effektiv ausgewählt und alternative Nutzungskonzepte für Testanlagen implementiert werden.

„Neben den klassischen Testdienstleistungen entwickeln wir auch eigene Prüfstände oder Testanlagen, die wir unseren Kunden zur Verfügung stellen“, sagt der versierte Spezialist. „Dabei kann der Kunde von überall auf der Welt verfolgen, wie seine Tests ablaufen und an welchem Punkt sie gerade stehen. Der Kunde muss dafür nicht mehr vor Ort bei uns sein“, erläutert der Geschäftsführer den Vorteil seiner Firma.

Mitarbeitende sind zur Hälfte Rückkehrer

Überhaupt hat Corona gezeigt, dass man für viele Arbeiten nicht mehr unbedingt ortsgebunden sein muss. Das macht sich Christian Jurisch zu Eigen und setzt auf einen dezentralen Ansatz der Arbeitsorte. Nur so gelingt es ihm überhaupt, die nötigen Spezialisten als Mitarbeitende für seine Firma zu finden.

„Das größte Pfund der Firma sind meine Mitarbeitenden. Deshalb gehen wir mit unseren Standorten dorthin, wo die Fachkräfte sind. In der Regel sind das mit Testingenieuren Spezialisten für Elektromobilität und Testmanager, die eine ganz spezielle Ausbildung benötigen“, erläutert er.

Die Lausitz bezeichnet er in diesem Zusammenhang als Standortnachteil, da es diese Fachkräfte hier nicht gäbe. Kein Wunder also, dass die Hälfte der Mitarbeitenden bei Next Automotive Testing Rückkehrer sind. Und wer kein Spezialist ist, wird zu einem ausgebildet.

„Ich investiere in meine Mitarbeitenden sehr viel Geld, damit sie die nötigen Kenntnisse und Spezialisierungen haben“, so Christian Jurisch.

Wegen der Fachkräfteproblematik habe er auch den Standort in Dresden eröffnet und liebäugelt mit einer weiteren Zweigstelle dort, wo das Automotive-Thema zu Hause und Fachkräfte zu finden sind. Auf einen Ort festgelegt habe er sich dabei noch nicht.

Elektrifizierte Luftfahrt als spannendes Zukunftsthema

„Trotz des Fachkräfteproblems zweifle ich nicht an dem Hauptstandort in der Lausitz, denn hier gibt es inzwischen auch potenzielle Kunden im Automotive-Bereich in der näheren Umgebung“, betont Jurisch. Doch er setzt nicht nur auf die Autos auf den Straßen, sondern auch auf die Flugzeuge in der Luft. „In diesem Bereich gibt es ebenfalls seit vielen Jahren Forschungen für die elektrifizierte Luftfahrt“, weiß der zukünftige Hobbypilot, der sich mitten in der Pilotenausbildung befindet.

Christian Jurisch hat ein Händchen dafür, seine privaten Interessen für die berufliche Weiterentwicklung zu nutzen. So überrascht es kaum, dass er insbesondere die Entwicklungen in Cottbus im Bereich Luftfahrt ganz genau verfolgt. Inzwischen gibt es auch schon die erste Zusammenarbeit mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. in Cottbus.

„Wir helfen dabei, den Standort mit einer eigenen Testanlage aufzubauen. Hierfür sind wir als Berater bei der Vorbereitung der Ausschreibungen tätig“, erklärt der umtriebige Unternehmer. „Elektrische Antriebe in der Luftfahrt gibt es für Kurzstrecken bereits, aber bis sie massen- und alltagstauglich sind, ist noch viel Forschung notwendig“, erläutert er.

Externes Kapital notwendig

In finanzieller Hinsicht ist das Credo von Christian Jurisch, dass der Gewinn, den er mit seinem bisher profitabelsten Geschäftsfeld, den Testdienstleistungen, macht, die Produktentwicklung finanziert. Das heißt, der Profit wird wieder investiert. Bisher hat das gut funktioniert – in den Jahren von 2019 bis 2021 verzeichnete er moderate Umsatzzuwächse. Das Jahr 2022 war mit einer fünffachen Umsatzsteigerung ein ganz besonders. Doch damit nicht genug. Die Vorzeichen stehen weiter auf Wachstum und Umsatzsteigerung auch in den kommenden Jahren. Für die nötigen Investitionen in Produkte, Marketing und spezialisiertes Personal komme Christian Jurisch nun an eine finanzielle Grenze, bei der er auf Fremdkapital angewiesen sei.

„Es gibt bereits erste Gespräche mit Investoren und Geldgebern“, sagt er und ist zuversichtlich, dass einem weiteren Wachstum nichts im Wege steht.

Schließlich möchte er noch mehr Rückkehrern den Weg in die einstige Heimat ebnen und seine Leidenschaft für die Elektromobilität noch intensiver verfolgen.

Der Artikel erschien im FORUM 1-2/2023 und wurde geschrieben von Dunja Petermann

Mehr Informationen rund um Elektromobilität und Energiethemen finden Sie in der Kategorie "Energie und Klimaschutz"

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