Vielfältige Einsatzpotentiale von Wasserstoff in der Lausitz

Teilnehmer der Lausitzer Energiefachtagung
© IHK Cottbus
Teilnehmer der Lausitzer Energiefachtagung

Schipkau, 27.01.2020 | Wasserstoff bietet die Möglichkeit, den Energiebedarf in der Lausitz bereits bis 2030 signifikant zu dekarbonisieren. Das ist eines der Ergebnisse einer Studie, die das Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik IWU heute anlässlich der Lausitzer Energiefachtagung am DEKRA Lausitzring vorgestellt hat. Unter Betrachtung aller potentiellen Wasserstoffverbraucher könnte bis 2030 der Gesamtbedarf an Wasserstoff in der Wirtschaftsregion Lausitz auf ca. 160.000 Tonnen pro Jahr ansteigen. 

Im Auftrag der Wirtschaftsregion Lausitz (WRL) hat das Fraunhofer IWU untersucht, in welchem Maße aus erneuerbarem Strom gewonnener, sogenannter grüner Wasserstoff fossile Energieträger in der Lausitz ersetzen kann. Während in den Bereichen Gebäude und Industrie Wasserstoff sukzessive fossiles Erdgas ersetzen kann, bieten sich im Verkehrssektor zahlreiche Optionen wie z. B. Wasserstoff-Brennstoffzellenantriebe oder synthetische Kraftstoffe für Verbrennungsmotoren an. Für das Jahr 2030 geht die Studie u.a. von einem Anteil von 5% Brennstoffzellen-PKW, 32,5% Brennstoffzellen-Bussen und einem 20%-Anteil Wasserstoff im Erdgasnetz aus. Um diese Bedarfspotentiale von ca. 160.000 Tonnen pro Jahr 2030 zu erreichen, wäre eine installierte Elektrolyseleistung von über 1500 MW erforderlich. Wie Heiko Jahn, Geschäftsführer der WRL, mitteilte, wird die Studie zeitnah von der WRL veröffentlicht. 

Dass diese Überlegungen weit mehr sind als bloße Theorie, zeigte das sehr große Interesse an der Lausitzer Energiefachtagung und den dort vorgestellten Praxisbeispielen. Neben den Energieministern der Länder Brandenburg und Sachsen, Prof. Dr. Jörg Steinbach und Wolfram Günther, die auf die strategische Bedeutung der Wasserstoffwirtschaft speziell für die Strukturwandelregionen verwiesen, nahm auch Elisabeth Winkelmeier-Becker, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundeswirtschaftsminister, teil. Sie verwies auf die Nationale Wasserstoffstrategie, die aktuell in der Bundesregierung abgestimmt wird.  

Über 330 Gäste nutzten die Tagung, um einen umfassenden Überblick über die Initiativen und Projekte zu erhalten, die bereits heute die Wasserstoffwirtschaft in der Lausitz entwickeln. Es nahmen auch Fachleute aus Polen und Tschechien teil. Die Hoffnung der Veranstalter ist es, dass die Wasserstoff-/ Brennstoffzellentechnologie Basis für enge grenzüberschreitende Kooperationen in den Strukturwandelregionen sein wird.   

Zitate der Organisatoren: 

Jens Krause, Stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Cottbus und Sprecher des Wasserstoffnetzwerkes Lausitz

Das Thema Wasserstoff hat das Potenzial, eines der wichtigsten technologischen Aushängeschilder der Lausitz zu werden. Die Herstellung von Wasserstoff aus grünem Strom durch Wind und Sonne, der Einsatz von Wasserstoff als umweltfreundlicher Treibstoff für Busse, Autos, Lastwagen und Flugzeuge bis hin zur Komponentenproduktion für die Wasserstoff-Brennstoffzellenfertigung – all das soll künftig Realität in der Strukturwandelregion Lausitz werden. Jetzt liegt es an der Bundespolitik, die regulatorischen Rahmenbedingungen so anzupassen, dass Wasserstoff eine wirkliche Chance als grüner Energieträger der Zukunft bekommt“.  

Prof. Dr. Hans-Joachim Krautz, CEBra e.V.

„Vor über 10 Jahren wurden durch die damalige Brandenburgische Technische Universität Cottbus (BTU), gemeinsam mit dem CEBra e.V. / CEBra GmbH und der Enertrag AG die Grundlagen der Wasserstofftechnik in der Lausitz bzw. im Land Brandenburg geschaffen. Schwerpunkte waren die Entwicklung des Wasserstoffzentrums am Lehrstuhl Kraftwerkstechnik der BTU und der Bau der Wasserstoff-Hybridkraftwerkes im uckermärkischen Prenzlau. Heute ist Wasserstoff unbestritten eine der Zukunftstechnologien und wir arbeiten in der brandenburgischen und sächsischen Lausitz gemeinsam an einer neuen wasserstoffbasierten Kraftwerksgeneration, die auch eine enge Kopplung mit dem Verkehrssektor umfasst.“ 

Dr. Ing. Sebastian Schmidt, Projektleiter der Potentialstudie am Fraunhofer IWU

Das Fraunhofer IWU mit Standorten u.a. in Chemnitz, Dresden sowie Zittau und Görlitz betreibt im Bereich der H2-Technologien und -systeme anwendungsnahe Forschung und Entwicklung für innovative Lösungen der gesamten Wertschöpfungskette und dabei insbesondere für zukunftsweisende Produktionsmöglichkeiten. Dr. Schmidt sagte am Rande der Veranstaltung: „Die große Resonanz bei Industrie und Politik an dieser Veranstaltung zeigt, welche hohen Erwartungen es an Wasserstofftechnologien gibt. Am Fraunhofer IWU sind wir vom Potenzial dieser Technologien überzeugt. Deshalb haben wir unsere Kräfte in einer speziellen Task-Force zum Thema Wasserstoff gebündelt, mit der wir beispielsweise die Forschung und Entwicklung zukunftsweisender Produktionsverfahren für Brennstoffzellenantriebe vorantreiben. Zudem wollen wir zu einem positiven Strukturwandel in der Wirtschafts- und Energieregion Lausitz beitragen, so dass schlussendlich damit neue und attraktive Arbeitsplätze in Industrie, Handwerk und Dienstleistung entstehen.“ 

 Lukas Rohleder, Geschäftsführer von Energy Saxony :

Energy Saxony, das Energiecluster für Sachsen, entwickelt im Rahmen des Innovationsclusters HZwo Nutzungsmöglichkeiten für grünen Wasserstoff in Sachsen. Der Geschäftsführer des Netzwerks, Lukas Rohleder, sagte aus Anlass der Tagung: „Das Innovationscluster HZwo ist die sächsische Kompetenzstelle Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie. Wir unterstützen die Automobilzulieferer bei der Hinwendung zum Brennstoffzellenantrieb und entwickeln bereits jetzt die Wasserstoffanwendungen, welche die Konzeptstudie beschreibt. Wir stehen als Partner für jeden zur Verfügung, der die Potentiale dieser Zukunftstechnologie nutzen möchte.“