Energietag beleuchtete Chancen und Lösungen für die Wirtschaft

Im Rahmen des Brandenburger Energietages wurde auch der Energieeffizienzpreis an drei Unternehmen verliehen. Die Wohnungsgenossenschaft Wildau (WGW) erhielt einen der Sonderpreise.
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Im Rahmen des Brandenburger Energietages wurde auch der Energieeffizienzpreis an drei Unternehmen verliehen. Die Wohnungsgenossenschaft Wildau (WGW) erhielt einen der Sonderpreise.

Das traditionelle Get-together der Brandenburger Energiewirtschaft und Wissenschaft fand am am 25. Mai an der BTU Cottbus-Senftenberg mit neuem Teilnehmerrekord statt. In diesem Jahr unter dem Motto „Energiewende gestalten – Chancen und Lösungen für die Brandenburger Wirtschaft“.

Zahlreiche Interessierte nutzten die Chance und besuchten die Veranstaltung an der BTU Cottbus Senftenberg, welche seit mehr als 20 Jahren als wichtiges Instrument zur Umsetzung der Energiepolitik auf Landesebene gilt. Durch die Zusammenführung von Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Verwaltung soll aufgezeigt werden, welche Chancen und Lösungen sich für die Brandenburger Wirtschaft zur Gestaltung der Energiewende ergeben können. Im Mittelpunkt der diesjährigen Tagung standen die Themen Energieeffizienz, erneuerbare Energien und die Umsetzung der Wärmewende. Eine Bildergalerie finden Sie am Ende des Artikels

Brandenburger Energieeffizienzpreis - Sonderpreis geht nach Wildau

Im Rahmen des Energietages wurde in diesem Jahr zum sechsten Mal der Energieeffizienzpreis vergeben. Den Wettbewerb hatte das brandenburgische Wirtschaftsministerium gemeinsam mit der Landesgruppe Berlin-Brandenburg des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU) ausgelobt. Die drei Preisträger erhalten ein vom Ministerium bereitgestelltes Preisgeld von je 5.000 Euro. 

Den Unternehmenspreis erhielt die FTM-Service GmbH aus Linthe. Das Unternehmen bietet seit 2011 als Meisterbetrieb den Service von Spezialfahrzeugen an. Durch eigene Photovoltaik-Anlagen hat es einen Autarkiegrad von 30 Prozent erreicht und setzt bei seinen Service-PKWs konsequent auf Elektromobilität. Anstelle der in der Branche üblichen, gasbetriebenen Umluftheizung wurden bei FTM zwei Wärmepumpen installiert. Dadurch werden jährlich ca. 76 MWh Energie eingespart, das entspricht ca. 18 Tonnen CO2 und senkt die Betriebskosten um mehr als 6.000 Euro. 

Ein Sonderpreis ging an die Kommunalwind Nord GmbH aus Prenzlau (KWN) für ihr Projekt „Grüner Strom für den ÖPNV“. Die KWN erzeugt und vermarktet Strom aus erneuerbaren Energien und unterstützt kommunale und kreiseigene Gesellschaften und Zweckverbände bei der Erzeugung erneuerbarer Energien für den Eigenverbrauch. Mit Unterstützung der KWN deckt die Uckermärkische Verkehrsgesellschaft ihren Eigenstrombedarf aktuell fast zur Hälfte aus selbsterzeugtem, grünem Strom und hat damit den jährlichen CO2-Ausstoß um acht Tonnen reduziert und gleichzeitig eine Kostenersparnis von bis zu 50.000 Euro pro Jahr bewirkt.  

Ein weiterer Sonderpreis wurde an die Wohnungsgenossenschaft Wildau (WGW) verliehen. Die WGW hat es durch mehrere Maßnahmen zur Energieeffizienzsteigerung, den Einsatz erneuerbarer Energien sowie ein zunehmend digitales Hausmanagement geschafft, gleichzeitig Ersparnisse für ihre Mieterinnen und Mieter zu bewirken, ihre Marktposition zu stärken und nicht zuletzt klimapolitische Ziele zu unterstützen.

Interview mit Energieexpertin Dr. Kathrin Goldammer 

FORUM sprach mit Dr. Kathrin Goldammer, einer ausgewiesenen Expertin für Energiewirtschaft und Energietechnik und ehrenamtlichen Sprecherin des Clusters Energietechnik Berlin-Brandenburg der Wirtschaftsförderung Land Brandenburg GmbH, (WFBB) über das Event und Themen, die bewegen.

FORUM: Warum ist der Brandenburger Energietag ein Highlight im Clusterkalender?

DR. KATHRIN GOLDAMMER: Der Brandenburger Energietag ist neben der Clusterkonferenz Energietechnik Berlin-Brandenburg das große jährliche Get-together der Brandenburger Energiewirtschaft und Wissenschaft. Wir kommen dort mit den vielen Clusterakteuren in den Austausch und erfahren, mit welchen Innovationsthemen sich die Branche derzeit beschäftigt.

FORUM: Erstmals ist das Cluster Energietechnik Berlin-Brandenburg der WFBB als Mitveranstalter vertreten. Warum?

DR. KATHRIN GOLDAMMER: Das Cluster Energietechnik ist Teil der gemeinsamen Innovationsstrategie innoBB 2025 der Länder Brandenburg und Berlin. Wir sind Scharnier zwischen Wissenschaft und Wirtschaft und stärken über die gezielte Vernetzung die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit der Region. Als Mitveranstalter des Energietages geht es uns darum, diese Vernetzung voranzutreiben, sodass wir perspektivisch mit allen interessierten Akteuren ins Gespräch kommen und im Idealfall dadurch die Transformation bei der Energiewende zumindest indirekt beschleunigen. Unserem Cluster sind rund 6 400 Unternehmen zugeordnet und wir freuen uns darauf, viele ihrer Vertreterinnen und Vertreter beim Brandenburger Energietag persönlich zu sehen.

FORUM: Welche Angebote hält das Clustermanagement bei der WFBB für Brandenburger Unternehmen vor?

DR. KATHRIN GOLDAMMER: Wir vernetzen sie entlang der Wertschöpfungsketten und der Innovationsthemen und unterstützen bei der Initiierung von Projekten bereits in der Frühphase, z. B. bei der Bildung von Konsortien für Projektverbünde. Inhaltlicher Schwerpunkt sind dabei Erneuerbare Energien, Energieeffizienz, Energienetze und -speicher, Wasserstoff, Batterietechnologien sowie die Wärmewende.

FORUM: Frau Dr. Goldammer, Ihr Clustermanager Klaus Henschke moderiert das Forum „Umsetzung der Wärmewende“. Welche Herausforderungen bestehen hier aktuell für Unternehmen und welche Trends gibt es?

DR. KATHRIN GOLDAMMER: Im Wärmesektor besteht dringender Handlungsbedarf, wenn die Klimaziele erreicht werden sollen. Denn hier werden fast 40 Prozent aller CO2-Emissionen in Deutschland verursacht – die Transformation hin zu erneuerbaren Energien ist eine enorme Herausforderung. Bei der Prozesswärme etwa, zum Beispiel in Stahlwerken, Glashütten oder Zementwerken, muss mittelfristig das für die Befeuerung verwendete Erdgas ersetzt werden, z. B. durch Wasserstoff. Doch grüner – d. h. aus erneuerbarem Strom erzeugter – Wasserstoff steht derzeit nicht ansatzweise in ausreichenden Mengen zur Verfügung. Für die Gebäudewärme gibt es verschiedene Optionen, je nach lokalen Bedingungen: Geothermie, die Nutzung industrieller Abwärme, Solarthermie oder Wärmepumpen. Damit verbunden sind hohe Investitionskosten. Zusätzliche Probleme bereiten gestörte Lieferketten, regulatorische Hürden und über allem der Fachkräftemangel.

FORUM: Ein anderes Forum widmet sich dem Thema Energieeffizienz. Welchen Stellenwert hat das Thema eingenommen?

DR. KATHRIN GOLDAMMER: Bei knappen Ressourcen muss auch der Energiebedarf reduziert werden. Etwa durch die serielle Sanierung im Gebäudebestand oder indem in der Industrie Prozesse umgestaltet werden, um jedes eingesetzte Quäntchen Energie maximal zu nutzen. Durch den Preisdruck, der insbesondere im letzten Jahr entstanden ist, ist hier schon viel in Bewegung.

FORUM: Vor welchen Problemen stehen Unternehmen und welche Potenziale gibt es ggf. für zukünftige Förderungen?

DR. KATHRIN GOLDAMMER: Die Unternehmen stehen vor einer ganzen Reihe von Herausforderungen. Die mangelnde Verfügbarkeit von Produkten und Dienstleistungen sowie die technische Umsetzbarkeit spielen mit die größte Rolle. Wer sich hierzu austauschen möchte oder wer sich für die Fördermöglichkeiten in Berlin und Brandenburg interessiert, dem stehen wir gerne zur Verfügung.

Das Interview führten Janine Mahler und Michael Rusch. Sie finden es im E-Paper des FORUM 5/2023

Ansprechpartner

Michael Rusch
Geschäftsbereich: Innovation und Nachhaltigkeit
Energie und Klimaschutz
t: +49(0)355 365 1550
f: +49(0)355 36526 1550
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