Konjunkturreport Lausitz

Konjunkturreport Lausitz

Die IHK Cottbus und die IHK Dresden geben einen gemeinsamen Konjunkturreport für die Lausitz heraus. Zusammengefasst werden die Konjunkturergebnisse der Stadt Cottbus, der Landkreise Elbe-Elster, Oberspreewald-Lausitz, Spree-Neiße, Görlitz und Bautzen. 

November 2023 | Die Geschäftslage und Prognosen der Lausitzer Unternehmen lassen aktuell keine Impulse für eine konjunkturelle Erholung erkennen, so das Fazit der 13. gemeinsamen Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammern (IHKs) Cottbus und Dresden. An dieser haben mehr als 500 Unternehmen aus den Branchen Industrie, Bau, Handel, Dienstleistungen und Gastgewerbe aus den Landkreisen Görlitz, Bautzen, Oberspreewald-Lausitz, Elbe-Elster, Spree-Neiße und der Stadt Cottbus teilgenommen. 

Geschäftslage - Erholung bleibt aus

Die Geschäftslageentwicklung der Gesamtwirtschaft in der Lausitz lässt keine positiven Impulse erkennen. Zwar ist der Saldo aus positiven und negativen Lageurteilen besser als vor einem Jahr, jedoch im Vergleich zum Frühjahr um einen Punkt gefallen. Auch wenn 80 Prozent der Unternehmen eine befriedigende bis gute Lage melden, konstatiert jedes fünfte Unternehmen dagegen eine schlechte wirtschaftliche Situation. Der für dieses Jahr erhoffte konjunkturelle Aufschwung ist damit nicht eingetreten. Der Lagesaldo ist nach wie vor von den Vor-Corona-Werten weit entfernt.

Ursächlich sind internationale Krisen und nachlassende Binnennachfrage, da die Kaufkraft auf Grund der hohen Inflation rückläufig ist. Besonders betroffen sind derzeit der Handel und das Baugewerbe, aber auch die Industrie. Stützend für das Stimmungsbild ist neben den Dienstleistungsunternehmen vor allem der Bereich Tourismus/Gastgewerbe. Dort spielen saisonale Gründe eine Rolle. Die Finanzlage der Unternehmen hat sich im Jahresvergleich etwas verbessert. 53 Prozent der Unternehmen konstatieren eine unproblematische Finanzlage, im letzten Herbst waren es nur 45 Prozent. Dennoch verzeichnen sie zunehmend Eigenkapitalrückgänge.

Geschäftserwartungen - Überwiegend pessimistisch

Die Geschäftserwartungen, die im letzten Herbst aufgrund eines befürchtetet Gasnotstandes regelrecht abgestürzt waren, hatten sich zunächst in diesem Jahr leicht erholt und auf niedrigem Niveau verharrt. Aktuell sind die Prognosen aber wieder deutlich zurückzuhaltender. Nicht einmal jedes zehnte Unternehmen rechnet derzeit mit einer Verbesserung der wirtschaftlichen Situation in den nächsten Monaten. Immerhin 47 Prozent der Firmen sehen in unmittelbarer Zukunft keine Änderung, jedoch fast ebenso viele (45 Prozent) erwarten eine ungünstigere Lage.

Die negativen Erwartungen resultieren inzwischen vielfach aus einer breiten Skepsis gegenüber aktuellen wirtschaftlichen Bedingungen und nicht mehr so sehr wie zuletzt aus einzelnen Risikofaktoren. Entsprechend steigt die Wahrnehmung des Geschäftsrisikos der wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen kräftig an und wird inzwischen am zweithäufigsten als Hemmnis der Wirtschaftsentwicklung genannt. Davor rangieren noch die Sorgen über die Energie- und Rohstoffkosten, sind diese doch trotz Entspannung in diesem Jahr immer noch historisch hoch. An dritter Stelle im Risikoradar folgen die Arbeitskosten dicht gefolgt vom Fachkräftemangel.

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Branchenbewertung:

Industrie – Krisen wirken sich aus

Nach dem spürbaren Absinken der Lagekurve der Industrie im Herbst letzten Jahres folgte zu Jahresbeginn mit dem Bannen der Gefahr eines Gasnotstandes eine leichte Erholung, die allerdings nicht von langer Dauer war. Schon im Frühjahr trübte sich die Stimmung ein und dieser Trend setzt sich auch aktuell weiter fort. Mit 11 Punkten steht der Saldo aus guten und schlechten Geschäftslagebewertungen niedriger als vor einem Jahr. Ursache dürften vor allem rückläufige Auftragseingänge sowohl aus dem Inland als auch aus dem Ausland sein. Das bisher stetige Umsatzwachstum hat ebenfalls einen deutlichen Dämpfer erhalten. In Verbindung mit den aktuellen Inflationsraten erscheinen selbst Umsatzsteigerungen in einem anderen Licht. Einen ähnlichen Verlauf wie die Lage nimmt die Entwicklung der Geschäftserwartungen. Nach einem Luftholen im Jahresverlauf rutscht auch hier der Saldo wieder weiter ins Minus. Umsatz- und Exporterwartungen als auch Beschäftigtenplanungen sind per Saldo rückläufig.

Baugewerbe – Zinsen und Kosten belasten stark

Die Abwärtsspirale bei den Geschäftslageeinschätzungen der Bauwirtschaft dreht sich leider weiter. Der entsprechende Saldo von 7 Punkten ist der schlechteste seit Erstellung der Lausitz-Konjunkturreporte. Hauptursachen liegen in den Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank zur Bekämpfung der hohen Inflationsraten und parallel in den massiv gestiegenen Materialkosten infolge der Lieferkettenproblematik seit den Corona-Lockdowns. Folge waren hohe Stornierungsraten, insbesondere im Wohnungsbau. Entsprechend negativ sind auch die Geschäftserwartungen für die nächsten Monate. Damit ist das Baugewerbe der Wirtschaftsbereich mit den pessimistischsten Aussichten. Obwohl ein Ende der Zinsschritte der EZB zu erwarten ist, dürften die Zinsen auf absehbare Zeit historisch hoch bleiben. Material- und insbesondere Arbeitskosten dürften weiter steigen. Per Saldo ist von Umsatzrückgängen auszugehen und auch davon, dass die Beschäftigtenzahl im Baugewerbe spürbar sinkt.

Handel – Konsumzurückhaltung spürbar

Im Handel trübt sich die Stimmung aktuell besonders stark ein. Der entsprechende Saldo wird nur hier erneut negativ und weist somit die schlechteste Lage unter den dargestellten Wirtschaftsbereichen aus. Die gefallenen Realeinkommen haben zu einer hohen Kaufzurückhaltung geführt. Dies hat dem Einzelhandel besonders zugesetzt. Im Großhandel macht sich unter anderem die Flaute im Baugewerbe bemerkbar. Dies dürfte sich auch in den nächsten Monaten nicht wesentlich ändern. Entsprechend negativ sind die Erwartungen. Die Hälfte der Händler erwartet kurzfristig weiter schlechte Geschäfte. Die Inflation erweist sich zäher als ursprünglich erwartet. Trotz Preissteigerungen gehen mehr Händler von Umsatzrückgängen aus (Saldo -36 Punkte). Auch die Beschäftigtenzahlen dürften zukünftig sinken. Mit allmählich nachlassender Inflation und dem Anstieg der Löhne dürfte mittelfristig wieder ein realer Lohnzuwachs zu erwarten sein, der auch dem Handel wieder bessere Geschäfte ermöglichen sollte.

Dienstleistungen – Stabilisierte Lage

Besser sieht es bei den Dienstleistern aus. Seit letztem Herbst stabilisiert sich die Geschäftslage. Mehr als jedes dritte Unternehmen meldet gute Geschäfte, fast die Hälfte zufriedenstellende. Dienstleister aus dem Bereich Information/Kommunikation profitieren von Maßnahmen der Digitalisierung. Unternehmensnahe Dienstleister leiden zwar einerseits unter der gedämpften Stimmung im Verarbeitenden Gewerbe, profitieren aber andererseits von den verstärkt angestrebten Investitionen in Rationalisierung. Die Fortsetzung des positiven Trends ist derweil fraglich. Die Geschäftsprognosen zeigen nämlich aktuell wieder verstärkt nach unten. Nicht mal jede zehnte Firma geht von Verbesserung aus. 42 Prozent der Dienstleister rechnen hingegen mit einer Eintrübung der Lage. Dabei spielen zurückgehende Umsatzerwartungen eine wesentliche Rolle. In der Folge sind auch die Personalplanungen verhalten trotz Bemühungen um Mitarbeiterbindung.

Unbesetzte Stellen und Arbeitskräftemangel

Die Einschätzungen zu den Personalplanungen lassen derzeit auf eine rückläufige Beschäftigung schließen. Dass dies nicht nur konjunkturelle Gründe hat, sondern auch Folge des Mangels an geeigneten Arbeits- und Fachkräften ist, darauf lassen die Aussagen zur Bewerbersuche schließen. Nur ein reichliches Drittel der befragten Firmen hat aktuell keinen weiteren Personalbedarf. Fast die Hälfte der Unternehmen jedoch kann offene Stellen derzeit längerfristig nicht besetzen. Nur 12 Prozent haben keine Probleme bei der Stellenbesetzung. Überdurchschnittlich hoch ist der Anteil unbesetzter Stellen in der Industrie und im Verkehrsgewerbe. Weniger groß, wenn auch bedeutend, ist der Anteil in der Bauwirtschaft und im Handel. Bei den Baufirmen dürfte die aktuell schlechte Baukonjunktur zurzeit dämpfend auf den Wert gewirkt haben. Auch der Handel befindet sich derzeit nicht in der besten Verfassung.

Arbeitskräftemangel lausitzkonjunktur23

Top-Aussichten für beruflich Qualifizierte

Fachkräftemangel heißt nicht, dass nur (Fach-)Hochschulabgänger gesucht werden. Im Gegenteil: Fast zwei Drittel der Unternehmen suchen Bewerber mit einer abgeschlossenen dualen Berufsausbildung. Erst mit einigem Abstand danach rangieren die Bewerber mit Hochschulausbildung. Mehr als ein Drittel der Firmen benötigen neue Mitarbeiter mit dem Ausbildungslevel des Fachwirt/Meisters. Dass es inzwischen nicht nur einen reinen Fachkräftemangel gibt, sondern allgemein einen Arbeitskräftemangel, zeigt der Fakt, dass ebenfalls fast ein Drittel der Betriebe auch ungelernte Bewerber suchen. Beim gesuchten Qualifikationsniveau gibt es jedoch auch deutliche Unterschiede zwischen den Wirtschaftsbereichen. Werden in Gastgewerbe, Bauwirtschaft, Handel und Industrie vor allem Qualifizierte mit dualen Abschlüssen gesucht, gibt es einen erhöhten Bedarf an (Fach-) Hochschulabsolventen vor allem bei den Dienstleistern und ebenfalls in der Industrie. Der größte Bedarf an ungelernten Arbeitskräften besteht beim Gastgewerbe und beim Verkehr.

Ausländische Fachkräfte für die Hälfte interessant

Da der nationale Arbeitsmarkt seit längerem den Fachkräftebedarf nicht mehr decken kann, sollen zukünftig verstärkt Arbeits- und Fachkräfte aus dem Nicht-EURaum angeworben werden. Circa die Hälfte der Befragten möchte darauf nicht zurückgreifen. Den übrigen ist bei der Umsetzung des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes vor allem wichtig, dass für diese Menschen mehr Sprachangebote sowohl im In- wie auch im Ausland geschaffen werden (28 Prozent). Rund jeder Fünfte wünscht sich eine Vereinfachung/Beschleunigung von Verwaltungsverfahren in diesem Zusammenhang. 16 Prozent der Unternehmen erwarten zudem mehr Unterstützungsstrukturen für Einwanderungsprozess und Integration. 9 bzw. 10 Prozent der Befragten fordern ausreichend Wohnraum in Betriebsnähe bzw. wünschen sich Unterstützung bei der Bewerbersuche/-gewinnung.

  

 

Ansprechpartner

Susanne Kwapulinski
Geschäftsbereich: Innovation und Nachhaltigkeit
Konjunktur und Statistik
t: +49(0)355 365 1310
f: +49(0)355 3659 1310
susanne.kwapulinski@cottbus.ihk.de